Britische Erholung stockt
Britische Wirtschaftserholung gerät ins Stocken
Dienstleistungsbranche wächst, Produktion schrumpft
hip London
Die Erholung der britischen Wirtschaft ist ins Stocken geraten. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stagnierte das Bruttoinlandsprodukt im April. Das war trotz der extrem feuchten Witterung immer noch besser als die Schrumpfung um 0,1%, die Volkswirte im Schnitt auf der Rechnung hatten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag das Wachstum bei 0,6%.
Laut Wetterdienst gab es seit 1836 nur fünf Aprilmonate, in denen mehr regnete. Das wirkte sich auf die Besucherzahlen im Einzelhandel ebenso aus wie auf die Bauwirtschaft. Der Tory-Schatzkanzler Jeremy Hunt wertete die Daten als Beleg dafür, dass die britische Wirtschaft die Wende geschafft hat. „Die Zahlen zeigen den Schaden, den 14 Jahre konservatives Chaos angerichtet haben“, sagte dagegen Rachel Reeves, die ihn im Falle eines Labour-Wahlsiegs ablösen würde.
Daten sprechen für Erholung
„Weil wir uns mitten im Wahlkampf befinden, werden beide Seiten die Daten für ihre Zwecke nutzen, aber die Daten entsprechen alles in allem den Erwartungen und unterstützen unsere Vorhersage einer moderaten Erholung im Jahresverlauf“, sagte James Richard Sproule, der bei Handelsbanken für Großbritannien zuständige Volkswirt.
Die Produktion ging im Vergleich zum Vormonat um 0,9% zurück, der Output des verarbeitenden Gewerbes um 1,4%. Bemerkenswert ist, dass die in Großbritannien dominante Dienstleistungsbranche im April um 0,2% gewachsen ist.
Verbrauchernachfrage im Fokus
„Die Erholung im Dienstleistungssektor in diesem Jahr, nach zwei Jahren der Stagnation, könnte damit zu tun haben, dass der nachlassende Druck bei den Lebenshaltungskosten zu einer etwas stärkeren Verbrauchernachfrage führt“, schrieb der HSBC-Volkswirt Chris Hare. Allerdings müsse man abwarten, ob sich eine steigende Nachfrage vor allem auf Waren richtet. Die Wirtschaft sei in einem besseren Zustand als im vergangenen Jahr.
Das monatliche Handelsdefizit weitete sich von 1,1 Mrd. auf 6,75 Mrd. Pfund aus. Der Wert der Einfuhren stieg um 7%, der Wert der Ausfuhren sank etwas.