Schwieriges Wachstumsumfeld

Britische Inflation höher als erwartet

Die britische Inflation war im Oktober unerwartet hoch. Ursache waren nicht nur höhere Energiepreise. Das wirkt sich auf die Geldpolitik aus.

Britische Inflation höher als erwartet

Britische Inflation zieht an

Nicht nur höhere Energiepreise treiben die Teuerungsrate nach oben

hip London

In Großbritannien hat der Preisauftrieb im Oktober überraschend stark zugenommen. Die Inflation stieg von 1,7% im September auf 2,3%, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt nur 2,2% auf der Rechnung.

Mit einem Überschreiten des Inflationsziels der Bank of England, das bei 2,0% liegt, wurde zwar gerechnet, weil der Regulierer Ofgem die Obergrenze für Energierechnungen privater Haushalte um ein Zehntel heraufgesetzt hatte. Die Gaspreise stiegen im Oktober um 11,7%, die Strompreise um 7,7%. Im Oktober 2023 waren sie dagegen um 7,0% bzw. 7,5% gefallen.

Kernrate steigt

Doch auch die Kernrate, für die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie ausgeklammert werden, stieg um einen Zehntelpunkt auf 3,3%. Zu den Preistreibern gehörten Wohnungsmieten, Ausbildungskosten und das private Gesundheitswesen, wo Selbstzahlern höhere Rechnungen gestellt wurden.

„Die gute Nachricht ist, dass Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst und der steigende Mindestlohn dazu beitragen sollten, die durch Preiserhöhungen entstehenden unmittelbaren Schmerzen für manche Menschen zu mildern“, sagte Sarah Coles, Head of Personal Finance bei Hargreaves Lansdown. „Die schlechte Nachricht ist, dass das im weiteren Verlauf zu höheren Preisen führen und eine weitere Runde Inflation antreiben könnte.“

Langsamere Lockerung

Die Geldpolitiker der Bank of England hatten bei der vergangenen Sitzung des Monetary Policy Committee (MPC) deutlich gemacht, dass der Leitzins langsamer sinken wird als noch vor ein paar Wochen am Markt erwartet. Sie treffen am 19. Dezember wieder zusammen.

Die unabhängigen Haushaltshüter des Office for Budgetary Responsibility gehen davon aus, dass der Haushalt von Schatzkanzlerin Rachel Reeves bis zu 0,4 Prozentpunkte zur Teuerung beitragen wird. Zudem könnte eine lockere Haushaltspolitik in den USA auch in Großbritannien für zusätzlichen Inflationsdruck sorgen.

Schwieriges Umfeld für Wachstum

„Es wird im Dezember keine Veränderung beim Leitzins geben, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er das ganze kommende Jahr bei oder über 4% liegen wird“, sagte der Marktstratege Matthew Ryan von Ebury. „Das liefert der Regierung ein schwieriges Umfeld dafür, das Wachstum auch nur in die Nähe dessen zu steigern, was sich Schatzkanzlerin Rachel Reeves erhoffte, als sie vergangenen Monat ihren Haushalt präsentierte.“

Die Labour nahestehende Denkfabrik Resolution Foundation lieferte dagegen eine positive Nachricht: Aus ihrer Sicht ist die Beschäftigungsquote in Großbritannien wesentlich höher, als die Labour Force Survey nahelegt. Das ONS hat bislang keine Lösung für die Probleme mit der Umfrage gefunden, die aufgrund der niedrigen Beteiligung keine belastbaren Ergebnisse mehr liefert.

Strategie für Arbeitsmarkt

Die Regierung wird in Kürze ein Weißbuch unter dem Titel „Get Britain Working“ vorlegen, um ihr Ziel einer Beschäftigungsquote von 80% zu unterfüttern. Die Resolution Foundation geht davon aus, dass sie, anders als von der Labour Force Survey unterstellt, nach 2020 nicht gesunken ist. Nach ihrer Rechnung lag die Arbeitslosigkeit im dritten Quartal bei 3,9%. Das ONS kam auf Grundlage der umstrittenen Umfrage auf einen Wert von 4,3%.

Zudem hält die Denkfabrik die Zahl der wirtschaftlich Inaktiven für wesentlich überschätzt. Trotz eines vorübergehend starken Anstiegs durch die Pandemie sei sie nicht nennenswert gestiegen.

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