Inflation

Britischer Preisauftrieb verstärkt sich

In Großbritannien hat die Teuerungsrate ein neues 40-Jahres-Hoch erreicht. Derweil rückt eine neue Studie der Resolution Foundation die negativen Auswirkungen des EU-Austritts in den Fokus.

Britischer Preisauftrieb verstärkt sich

hip London

Die Inflation hat in Großbritannien im Mai abermals zugenommen und damit ein weiteres 40-Jahres-Hoch markiert. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, stieg sie von 9,0 % im April auf 9,1 %. Das entsprach dem Schnitt der Schätzungen von Bankvolkswirten. Der Verbraucherpreisindex lag damit um einen Zehntelpunkt unter den Erwartungen der Bank of England. Die Kernrate ging von 6,2 % auf 5,9 % zurück. Größter Treiber der Teuerung waren die Lebensmittelpreise. Der Einzelhandelspreisindex RPI, an dem sich etwa die jährlichen Preiserhöhungen von Mobilfunkanbietern und vielen anderen Unternehmen orientieren, stieg dagegen von 11,1 % auf 11,7 %. Volkswirte hatten lediglich 11,4 % angesetzt. Der HSBC-Volkswirt Chris Hare geht allerdings nicht davon aus, dass die Daten ausreichen, um die Bank of England dazu zu bewegen, ihren Außenseiterstatus unter den auf eine geldpolitische Straffung fokussierten großen Notenbanken abzulegen.

Ein Ende des Energiekostenanstiegs ist derweil nicht abzusehen. Wie der „Telegraph“ berichtet, gehen Experten der Energieberatungsgesellschaft Cornwall Insight davon aus, dass die durch eine regulatorische Obergrenze gedeckelten Energierechnungen privater Haushalte bis zum Januar 2023 auf mehr als 3 000 Pfund pro Jahr steigen könnten. Im Oktober 2021 hatte die vom Regulierer Ofgem bestimmte Obergrenze bei 1 278 Pfund gelegen. Wenn sie im Oktober neu festgelegt wird, rechnet Cornwall Insight mit einem Wert von 2 980 Pfund. Die Aufsichtsbehörde hatte zuletzt einen Anstieg auf 2 800 Pfund prognostiziert. Bislang hat die Regierung den finanziell schwächsten Haushalten bereits Entlastungen verschafft, die sich auf 1200 Pfund summieren. Allerdings dürfte der politische Druck auf Schatzkanzler Rishi Sunak steigen, nachzulegen.

Brexit belastet

Unterdessen strich die Denkfabrik Resolution Foundation in einer neuen Studie heraus, dass sowohl die Offenheit als auch die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Wirtschaft unter dem EU-Austritt gelitten hätten. Der Brexit habe sowohl zu einem Anstieg der Lebenshaltungskosten als auch zu einem Rückgang der Unternehmensinvestitionen ge­führt. Der Austritt sei die größte Veränderung im Verhältnis zum Rest der Welt seit einem halben Jahrhundert gewesen, argumentiert Sophie Hale, Volkswirtin bei dem Thinktank. „Das hat dazu geführt, dass viele einen besonders starken Rückgang der Exporte in die EU und eine grundlegende Umwandlung der britischen Wirtschaft in Richtung mehr Indus­trie vorhersagten“, sagte Hale. „Ersteres ist nicht eingetreten, und Letzteres erscheint unwahrscheinlich.“ Stattdessen habe der Brexit diffusere Auswirkungen, die letztlich Produktivität und Realeinkommen reduzieren werden.

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