Wachstumsprognosen

Bundesregierung rechnet nicht mehr mit Rezession

Die Bundesregierung wird im Jahreswirtschaftsbericht, der kommenden Mittwoch vorgelegt wird, doch ein leichtes Wirtschaftswachstum erwarten. Und auch die Sparkassen-Chefvolkswirte zeigen sich verhalten optimistisch.

Bundesregierung rechnet nicht mehr mit Rezession

ba/Reuters Frankfurt

Die Konjunkturzuversicht kehrt langsam zurück. Infolge der Energiekrise ist es bislang zu keiner Gasmangellage gekommen, die Bundesregierung hat zahlreiche Hilfspakete geschnürt und die Arbeitsmärkte sind trotz aller Widrigkeiten infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs robust geblieben. Insidern zufolge rechnet nun selbst die Bundesregierung nicht mehr mit einer Rezession in Deutschland im laufenden Jahr.

Im Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts wird nach den noch nicht finalisierten Zahlen ein preisbereinigtes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 % vorausgesagt, berichtet Reuters unter Berufung auf einen Insider. Im Oktober hatte sich die Regierung noch auf einen Rückgang in diesem Jahr um 0,4 % eingestellt. Für 2024 prognostiziert sie ein Wachstum um 1,8 %. Etwas zurückhaltender zeigen sich die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe (DSGV). Sie erwarten zwar ebenfalls eine bessere Entwicklung als im Herbst befürchtet. Für das laufende Jahr prognostizieren sie aber immer noch ein Schrumpfen der Wirtschaft um 0,8 %. Für 2024 rechnen sie dann wieder mit einem Wachstum von 1,3 %. 2022 hatte das BIP um 1,9 % zugelegt.

Für DSGV-Präsident Helmut Schleweis sprechen zwar viele Faktoren dafür, „dass wir gut über den Winter kommen“. Er mahnte aber bei der Vorstellung der Prognose vor der Presse zugleich: „Diese positive Botschaft darf uns aber nicht sorglos werden lassen.“ Die lange befürchtete Insolvenzwelle sei nicht in Sicht – ebenso wenig wie eine besondere Verschlechterung von Ratings oder anderer Indikatoren für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der gewerblichen Sparkassenkunden. „Die Ertragslage der Unternehmen ist im Durchschnitt gut, die Auftragsbücher sind gefüllt. Damit zeigt sich die Stärke der deutschen Wirtschaft und besonders des Mittelstandes, immer wieder flexibel auf Krisen zu reagieren“, sagte Schleweis.

Als eines der Hauptprobleme in diesem und im nächsten Jahr bezeichnete Schleweis die Inflation. Für 2023 werden im Jahresdurchschnitt in der Abgrenzung für europäische Zwecke (HVPI) 8 % erwartet, für 2024 dann 3,5 %. „Dabei gilt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren begonnenen Kurs der Zinswende fortführen muss“, betonte er. Die gesamte Volkswirtschaft leide darunter, dass die Zinswende zu spät eingeleitet worden sei.

Inflationsprognose gesenkt

Die Bundesregierung wiederum hat dem Insider zufolge die Inflationsprognose leicht gesenkt. Statt wie noch in der Herbstprojektion mit 7,0 % avisiert sollen es nun 6,0 % werden. 2024 soll die Inflation dann auf 2,8 % zurückgehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellt den Jahreswirtschaftsbericht am Mittwoch kommender Woche vor. Eine Ministeriumssprecherin lehnte Reuters zufolge einen Kommentar zu den Zahlen ab. Diese würden derzeit finalisiert.

Schleweis plädierte auch dafür, über die dringlichen Krisenreaktionen nicht die langfristig notwendigen Strukturveränderungen aus den Augen zu verlieren. „Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhalten, dürfen wir keine Zeit verlieren“, mahnte er. Um eine Deindustrialisierung zu verhindern, müssten die Energiekosten dauerhaft und wirksam begrenzt werden. Langfristig sei dies nur durch eine kraftvolle Energiewende hin zu regenerativen Energien möglich: „Wir brauchen deshalb massive Investitionen in die ökologische Transformation der Wirtschaft, in die Digitalisierung unserer Gesellschaft und in die Infrastruktur.“ Dazu sei die Mobilisierung erheblichen privaten Kapitals erforderlich.