China-Krise wäre verkraftbar
China-Krise wäre verkraftbar
Bundesbank warnt aber vor Risiken auch für das deutsche Finanzsystem
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft kann laut einer Bundesbank-Analyse eine Wirtschaftskrise in China verkraften. Bei einer abrupten Abkoppelung vom Reich der Mitte drohten allerdings „gravierende wirtschaftliche Verwerfungen“ – auch im hiesigen Finanzsystem, mahnt die Bundesbank in einem vorab veröffentlichten Kapitel aus dem Monatsbericht Januar. Angesichts der zuletzt verschärften handels- und geopolitischen Spannungen zwischen China und den westlichen Industrienationen empfiehlt die Bundesbank den Unternehmen und der Politik, die Risiken zu reduzieren und die Resilienz zu stärken.
„Eine Stärkung der internationalen Handelsordnung sowie regionale Freihandelsabkommen, die es Unternehmen erleichtern, internationale Lieferbeziehungen zu diversifizieren, können einen Beitrag leisten“, betont die Bundesbank. Die China-Strategie der Bundesregierung und Maßnahmen der EU-Kommission, um die Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen zu verringern, wiesen in die richtige Richtung. Finanzinstitute sollten auch indirekte Verwundbarkeiten, die über die Geschäftstätigkeit der Kreditnehmer entstehen können, im Blick behalten.
Dreifach wichtig
„China ist für wesentliche Teile der deutschen Industrie wichtig, sei es als Absatzmarkt, als Produktionsstandort oder als Bezugsquelle für Vorleistungsgüter“, erklärt die Bundesbank die im internationalen Vergleich größere Verwundbarkeit Deutschlands. Bei einer Abkoppelung von China könnten insbesondere große Unternehmen „einen substanziellen Teil ihrer Umsatz- und Gewinnbasis verlieren“. Dies dürfte auch auf nachgelagerte Produktionsstufen durchschlagen. „Insgesamt würden die gesamtwirtschaftlichen Einbußen die Kosten der weitreichenden Abkoppelung von Russland wohl klar in den Schatten stellen“, heißt es weiter. Im ersten Krisenjahr würde das deutsche Wirtschaftswachstum um 0,7% niedriger ausfallen als sonst erwartet. Im zweiten Jahr sei mit Einbußen um knapp 1% zu rechnen. Die verschlechterte internationale Wettbewerbsposition schlage in geringerem Maße und erst verzögert zu Buche.
Alternativen sind oft Mangelware
2022 exportierte Deutschland Waren im Wert von 107 Mrd. Euro nach China, das mit einem Anteil von 7% an der gesamten Warenausfuhr das viertwichtigste Abnehmerland ist. Bei den Einfuhren wiederum stammen 13% der weltweiten Warenimporte aus China, das damit der wichtigste ausländische Lieferant Deutschlands ist. Bei einigen Gütern wie etwa elektrotechnischen Vorprodukten wie Akkus und Batterien, Rohstoffen wie Seltene Erden, aber auch bei pharmazeutischen Wirkstoffen wie Antibiotika bestehe eine hohe Abhängigkeit. Wegen des starken Weltmarktanteils Chinas sei es hier nicht so leicht, „von jetzt auf gleich“ umzubauen, wie es bei einem Pressegespräch hieß. Alternative Bezugsquellen seien so auf dem Weltmarkt noch nicht verfügbar bzw. deren Erschließung dürfte sich hinauszögern, etwa beim Aufbau neuer Minenkapazitäten für bestimmte Rohstoffe. Dies nehme zum Teil mehrere Jahre in Anspruch.
Finanzsystem hauptsächlich indirekt betroffen
Das deutsche Finanzsystem weist laut der Analyse zwar eher geringe direkte Verflechtungen mit China auf. Der heimische Bankensektor „hat aber hohe Forderungen gegenüber inländischen Unternehmen, die stark von China abhängen“, heißt es in der Analyse. Eine weitreichende Störung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen träfe diese Unternehmen deutlich und würde letztendlich die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten erhöhen. Das Finanzsystem würde daher nicht nur von der allgemeinen wirtschaftlichen Schwäche, sondern auch von Vertrauensverlusten zusätzlich belastet.
