Konjunkturschwäche

China schaltet in Stimulierungs­­modus

Nach einer Sitzung des chinesischen Politbüros zur Abstimmung des wirtschaftspolitischen Kurses deutet die Staatsführung eine Ankurbelung der Fiskalausgaben an.

China schaltet in Stimulierungs­­modus

nh Schanghai

Neue Schwächesignale an der Konjunkturfront rufen Chinas Staatsführung mit vermehrter Stimulierungsbereitschaft auf den Plan. Nach einer jüngsten Sitzung des chinesischen Politbüros zur Abstimmung des wirtschaftspolitischen Kurses deutet die Staatsführung eine Ankurbelung der Fiskalausgaben, gezielte Maßnahmen zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und im Zweifelsfall auch weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen an.

In dem typischerweise vage gehaltenen Statement des Politbüros finden sich Passagen, die im Vergleich zum Kommuniqué nach der April-Sitzung auf beherztere Eingriffe zur Festigung des wirtschaftlichen Erholungsprozesses von der Corona-Pandemie schließen lassen. So wird von einer proaktiven und effektiveren Fiskalpolitik gesprochen und eine Ausweitung der Begebung von Sonderanleihen auf Lokalregierungsebene zur Ankurbelung von Infrastrukturprojekten und Anlageinvestitionen angedeutet.

Auch auf geldpolitischer Seite zeichnet sich Bewegung ab. So ist nun die Sprache von erhöhtem makroökonomischem Koordinierungsbedarf und der Notwendigkeit, KMU in unter Druck stehenden Sektoren mit flankierenden geldpolitischen Maßnahmen beizustehen. Letzteres gilt als starkes Indiz dafür, dass Chinas Zentralbank die Mindestreservesätze für Geschäftsbanken weiter zurückschrauben dürfte. Im Juli hatte der Staatsrat bereits eine Mindestreservesatzsenkung angeregt. Zudem versuchte die Zentralbank vergangene Woche mit zusätzlichen Liquiditätseinschüssen durch Geldmarktgeschäfte Turbulenzen am Aktienmarkt zu glätten.

In einem begleitenden Statement der People’s Bank of China (PBOC) vom Wochenende hieß es, dass man die Kreditzinsen durch Marktreformen auf ein niedrigeres, aber stabiles Niveau zu verschieben versuche. Dies wiederum lässt darauf schließen, dass die PBOC in den kommenden Monaten die seit April 2020 unverändert gehaltene Loan Prime Rate als Benchmark für einjährige Neukreditvergaben nach unten schleusen wird. In Verbindung mit einer Freisetzung von Kreditspielräumen über die Mindestreserveschiene würde dies auf einen geldpolitischen Impuls hinauslaufen, der vor allem den KMU-Sektor anvisiert.

Stimmung lässt nach

Anlass zur Sorge geben die jüngsten Einkaufsmanagerdaten im verarbeitenden Gewerbe. Der am Montag veröffentlichte China Caixin Manufacturing Purchasing Manager Index (PMI) ist für Juli überraschend deutlich von 51,3 auf 50,3 Punkte gefallen, während die Experten nur eine leichte Eintrübung erwartet hatten. Der stark auf exportlastige KMU abhebende Caixin PMI spiegelt dabei vor allem Belastungen durch stark erhöhte Erzeugerpreise wider. Gleichzeitig zeigt das Stimmungsbarometer nachlassende Exportaufträge. Der bereits am Samstag publizierte offizielle PMI des Statistikbüros ist im Industriebereich noch stärker von 53,5 Zählern auf 50,4 Punkte abgerutscht.