Konjunktur

Chinas Aufschwung erstickt im Keim

Hoffnungen auf einen spürbaren Aufschwung in Chinas Wirtschaft werden von den Einkaufsmanagerdaten für Juli bereits konterkariert. Zudem herrscht am Immobilienmarkt Flaute.

Chinas Aufschwung erstickt im Keim

nh Schanghai

Aus Chinas harter Corona-Politik resultierende Konjunkturprobleme melden sich zu­rück. Die am Montag verbreitete private Einkaufsmanagererhebung Caixin China Manufacturing Pur­chasing Manager Index (PMI) weist einen empfindlichen Rückgang von 51,7 Punkten im Juni auf nunmehr 50,4 Zähler aus. Damit steht das Barometer nur noch knapp oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten, ab der ein Wachstum des Industrie-Outputs gegenüber dem vorangegangenen Monat angezeigt wird. Analysten waren indes im Durchschnitt von einer Seitwärtsbewegung beziehungsweise einem geringfügigen Rückgang auf 51,5 Zähler ausgegangen.

Bereits am Sonntag hatte der vom Pekinger Statistikbüro ermittelte offizielle Einkaufsmanagerindex für den Industriesektor, der vor allem die Entwicklung der großen Staatsunternehmen reflektiert, einen nicht minder überraschenden Rückgang von 50,2 auf nunmehr 49 Punkte hingelegt. Hier markiert das Stimmungsbarometer also bereits wieder eine Schrumpfungstendenz im verarbeitenden Gewerbe.

Flaute am Immobilienmarkt

Chinas Konjunktur zeigt sich von der Produktionsseite her gesehen in einer fragilen Verfassung, die sich nicht mit saisonalen Faktoren oder Lieferkettenproblemen in einigen Branchen wegerklären lässt. Vielmehr beruht sie auf einer insgesamt schwachen Binnennachfrage. Diese steht in engem Zusammenhang mit Chinas „Nulltoleranzpolitik“ zu Corona und den von minimalen Ansteckungsraten immer wieder aufs Neue losgetretenen partiellen Lockdowns und Mobilitätsrestriktionen. Die Nachwehen der harten Lockdown-Phase im Frühjahr machen sich vor allem am Arbeitsmarkt bemerkbar, denn der schwächelt zusehends. Die neuen PMI-Daten reflektieren dies mit einer weiteren Einkürzung der seit April durchgehend rückläufigen Subindizes für Beschäftigung.

Für zusätzlichen Abwärtsdruck sorgt der heftig angeschlagene Im­mobiliensektor. Am Montag neu eingelaufene Daten zur Wohnungsmarktverfassung im Juli zeigen, dass die erhoffte Belebung bei Neuwohnungskäufen ausgeblieben ist. Vielmehr haben die 100 größten Immobilienentwickler des Landes einen Umsatzrückgang aus Wohnungsverkäufen von fast 40% im Vergleich zum Vorjahresmonat erlebt.

Zusätzliche Reibungsverluste dürfte die Anfang Juli aufgekommene Boykotthaltung von Wohnungskäufern erzeugt haben. Für Probleme sorgen Käufer, die ihre Hypothekenkredite auf vorverkaufte, aber von überschuldeten Immobilienentwicklern nicht fristgerecht erstellte Wohnobjekte nicht länger bedienen. In jedem Fall zeichnet sich bislang keine positive Wende am Immobilienmarkt ab, die das chinesische Wachstum im weiteren Jahresverlauf signifikant ankurbeln könnte.

Als einziger wirklicher Lichtblick im laufenden Jahr erweist sich Chinas robuster Außenhandel mit weiterhin steil ansteigenden Exporten. Nach Maßgabe der neuen Einkaufsmanagerindizes könnten sich aber auch hier bald erste Bremsspuren zeigen. Im Juli jedenfalls haben nicht nur die Subindizes für die allgemeine Auftragslage im verarbeitenden Gewerbe, sondern explizit auch die Indikatoren für neue Exportorders klar nach unten gezeigt.

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