Außenhandel

Chinas Exporte stützen schwächelnde Wirtschaft

China kann einstweilen weiter darauf zählen, dass die starke Exportindustrie des Landes der ansonsten stark angegriffenen Konjunktur Unterstützung bietet. Die neuen Daten der Pekinger Zollbehörden weisen für den Monat Juli einen Anstieg der Exporte...

Chinas Exporte stützen schwächelnde Wirtschaft

nh Schanghai

China kann einstweilen weiter darauf zählen, dass die starke Exportindustrie des Landes der ansonsten stark angegriffenen Konjunktur Unterstützung bietet. Die neuen Daten der Pekinger Zollbehörden weisen für den Monat Juli einen Anstieg der Exporte um 18% gegenüber Vorjahresmonat auf insgesamt 333 Mrd. Dollar aus. Damit wird das hohe Tempo weiter aufrechterhalten. Im Juni hatten die Ausfuhren um knapp 18% zugelegt. Die Analysten haben indes beginnend mit der zweiten Jahreshälfte eine sukzessive Abschwächung der chinesischen Ex­portdynamik auf dem Zettel. Für Juli hatten die Experten mit einer Zunahme des Exportwertes um höchstens 14% gerechnet.

Auf der Importseite allerdings sorgt die allgemein schwächere Verfassung der chinesischen Binnennachfrage für eine schleppende Entwicklung. Im Juli legten die chinesischen Einfuhren um 2,3% nach zuvor 1% gegenüber Vorjahr zu. Das Auseinanderdriften der Entwicklung bei Exporten und Importen sorgt zwangsläufig für ein kräftiges An­schwellen des chinesischen Handelsüberschusses mit dem Rest der Welt. Für Juli steht mit 101 Mrd. Dollar erstmals überhaupt ein monatlicher Überschusssaldo von mehr als 100 Mrd. Dollar zu Buche. Im Juni war bereits mit 98 Mrd. Dollar ein neuer Rekord aufgestellt worden.

Auch wenn sich Chinas Exportwirtschaft gegenüber den heftigen geopolitischen Spannungen der vergangenen Monate und den Störungen der globalen Lieferketten resistenter als erwartet zeigt, rechnen Ökonomen damit, dass eine insgesamt eingetrübte globale Nachfrage im weiteren Jahresverlauf zunehmende Bremswirkung entfalten wird. Unsicherheiten gibt es zudem bezüglich der harten chinesischen Corona­bekämpfungspolitik beziehungsweise der Gefahr von Lockdown-Maßnahmen in für die Exportindustrie besonders relevanten Gebieten. Der zu Handelsüberschussrekorden führende kräftige Schub in den vergangenen beiden Monaten steht nicht zuletzt in Verbindung mit der Aufhebung von Lockdown-Maßnahmen in Schanghai und anderen chinesischen Großstädten zu Anfang Juni. Danach waren vor allem bei Automobilen, Stahlprodukten und Textilien kräftige Steigerungen der Ausfuhrmengen zu beobachten.

Geografisch gesehen erweisen sich vor allem die südostasiatischen Asean-Staaten­ und der EU-Raum als dynamischste Handelspartner Chinas. Im Juli kletterten die Exporte in diese beiden Regionen überdurchschnittlich kräftig um 34% beziehungsweise 23%. Zudem entwickelt Russland wieder stärkere Nachfrage nach chinesischen Produkten und steigert gleichzeitig seine Ölausfuhren an das Nachbarland. Im Juli gingen chinesische Waren im Wert von 6,7 Mrd. Dollar nach Russland, während die Einfuhren um fast 50% auf 10 Mrd. Dollar kletterten. Insgesamt spielt das Russland-Geschäft in der chinesischen Handelsbilanz eine untergeordnete Rolle, soll aber nach dem Wunsch der Regierungen in Peking und Moskau erheblich weiter gesteigert werden.

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