Außenhandel

Chinas Exporteure büßen an Schwung ein

Inmitten der haarigen Konjunktursituation in China drohen nun auch Schwungverluste beim Außenhandel. Chinas Exportwachstum zeigt sich im August stark gedrosselt und dürfte auch im weiteren Jahresverlauf unter Druck stehen.

Chinas Exporteure büßen an Schwung ein

nh Schanghai

Chinas neue Außenhandelsdaten schüren neue Sorgen über nachlassende Kräfte der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Die Pekinger Zollbehörde weist für August einen Anstieg der Exporte verglichen mit dem Vorjahresmonat um 7,1% auf knapp 315 Mrd. Dollar aus. Das gilt als eindeutig negative Überraschung, nachdem Analystenschätzungen einen Zuwachs um etwa 13% vorweggenommen hatten. Im Juni und Juli waren die ­chinesischen Ausfuhren noch um jeweils 18% angestiegen. Sie hatten auch in der ersten Jahreshälfte – mit Ausnahme des von Störungen durch den Lockdown in Schanghai geprägten April – durchweg zweistellige Wachstumsraten hingelegt.

Auch auf der Importseite zeigen sich weitere Schleifspuren. Im August kamen die Einfuhren nur noch um 0,3% gegenüber Vorjahresmonat voran. Hier hatten die Experten mit einem Plus von mindestens 1% gerechnet. Zuvor im Juli lag der Zuwachs bei 2,3%. Während man sich in diesem Jahr vor allem wegen der von Corona-Restriktionen heraufbeschworenen Konjunkturflaute und schwachen Binnennachfrage bereits an eine schleppende Entwicklung der chinesischen Einfuhren gewöhnt hat, wirft die stark abgebremste Exportdynamik eine Reihe von neuen Fragen auf.

Die August-Daten zeigen, dass sich vor allem die Volumenkomponente stark ermäßigt hat. Dies spricht eindeutig für eine stockende Nachfrage in den wichtigsten Abnehmerländern für chinesische Exportgüter. Besonders auffällig ist dabei ein nachlassender Handel zwischen China und den USA. So sind die chinesischen Exporte in die USA im August überraschenderweise um 3,8% auf knapp 50 Mrd. Dollar zurückgefallen, während die Einfuhren von US-Gütern nach China um 7,4% auf 13 Mrd. Dollar zurückgingen. Auch im Warenaustausch zwischen China und den EU-Ländern zeigt sich eine gebremste Entwicklung. Im August kletterten die Ausfuhren nach Europa zwar noch zweistellig um 11%, allerdings stand im Juli und in den vorangegangenen Monaten ein Zuwachs um jeweils rund 20% zu Buche.

Als Lichtblick aus chinesischer Sicht gilt weiterhin der Handel mit asiatischen Ländern. Hier gab es auch im August noch einen Zuwachs um 25%. Darüber hinaus färbt Chinas passive Unterstützungsrolle im Ukraine-Krieg und die allgemeine politische Annäherung zu Russland auch stark auf die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder ab. So steigert China die Abnahmemengen von russischem Öl und Erdgas beträchtlich, während chinesische Konsumgüter nach dem Ausstieg zahlreicher westlicher Unternehmen aus dem Russlandgeschäft von russischen Verbrauchern stark nachgefragt werden. Im August schossen Chinas Importe aus Russland um 59% in die Höhe, während die Exporte um knapp 27% kletterten. Da der Warenaustausch mit dem Nachbarland allerdings auf sehr niedrigem Niveau lag, färbt das nun deutlich belebte Geschäft kaum auf Chinas Handelsstatistik durch.

China-Ökonomen waren stets davon ausgegangen, dass sich das über die bisherige Pandemiezeit hinweg extrem starke Exportwachstum in der zweiten Jahreshälfte 2022 wieder etwas legen würde. Allerdings mehren sich nun Anzeichen dafür, dass hohe Inflationsraten und Rezessionssorgen in westlichen Industrieländern relativ heftige Anpassungsreaktionen hervorrufen, die die Entwicklung der globalen Nachfrage stärker als erwartet dämpfen. Das wiederum dürfte bedeuten, dass sich Chinas Exportentwicklung im August weniger als ein Ausreißer darstellt, sondern vielmehr den Auftakt für eine im weiteren Jahresverlauf zunehmend gedrosselte Performance der heimischen Exportindus­trie abgibt.

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