Chinas Exportwirtschaft macht den Wachstumstreiber
nh Schanghai
Inmitten des stark eingetrübten Konjunkturklimas in China sorgt die traditionelle Exportstärke des Landes für wichtige Belebungsimpulse. Die neuen Monatsdaten der chinesischen Zollbehörde weisen für Juni einen Anstieg der Exporte um knapp 18% auf 331 Mrd. Dollar gegenüber Vorjahr aus. Die Erwartungen lagen bei 12%. Im Mai hatten Chinas Ausfuhren trotz Behinderungen durch Corona-Restriktionen in wichtigen Hafenzentren bereits ein überraschend kräftiges Wachstum von 17% hingelegt. Damit legen sich Befürchtungen, dass die im Frühjahrsquartal vor allem durch Lockdown-Maßnahmen in Städten wie Schanghai stark abgebremste Konjunktur zusätzlich von außenwirtschaftlichen Faktoren herausgefordert wird.
Auf der Importseite allerdings ist die Entwicklung zäher. Im Juni kamen die Einfuhren nur noch um 1% auf 233 Mrd. Dollar voran, nach +4% im Mai. Dabei spielt vor allem eine geringere Nachfrage nach Bau- und Rohmaterialien wie etwa Kupfer, Kohle und Eisenerz eine Rolle, die mittelbar mit der schwachen Verfassung des chinesischen Wohnimmobilienmarktes zusammenhängt. Die wachsende Schere in der Export- und Importdynamik lässt Chinas Außenhandelsüberschuss gegenüber dem Rest der Welt weiter wachsen – auf 98 Mrd. Dollar. Das bedeutet einen neuen Rekordsaldo.
China verzeichnet dabei insbesondere gegenüber den USA weiter anziehende Handelsüberschüsse. Der Saldo kletterte auf 41 Mrd. Dollar nach 36 Mrd. Dollar im Mai. Seitens Washington erwägt man derzeit, die aus dem bilateralen Handelsstreit von 2018 resultierenden Strafzölle für chinesische Exporte in die USA zumindest partiell zu streichen.