Chinas Industrie zeigt sich in mäßiger Verfassung
Chinas Industrie in mäßiger Verfassung
Offizieller Einkaufsmanagerindex sackt weiter ab – Lauer Trend im Dienstleistungssektor – Schwaches Geschäftsvertrauen
An der chinesischen Werkbank wollen sich die erhofften Dynamikfortschritte weiterhin nicht einstellen. Die jüngsten Einkaufsmanagerdaten des Statistikbüros zeigen für Dezember eine erneute Stimmungseintrübung im verarbeitenden Gewerbe. Dabei macht vor allem die dürftige Auftragslage im Exportsektor Kummer.
Von Norbert Hellmann, Schanghai
Mit der ersten Datenvorlage aus China im neuen Jahr werden anhaltend schwierige Konjunkturherausforderungen im Reich der Mitte unterstrichen. Mit großer Enttäuschung registrieren die Marktteilnehmer einen zuletzt schleppenden Verlauf der Aktivität im Industriesektor.
Prognose verfehlt
Der offizielle Einkaufsmanagerindex des Pekinger Statistikbüros für das verarbeitende Gewerbe fiel im Dezember zum dritten Mal in Folge. Mit 49 nach zuvor 49,4 Punkten im November landete er auf dem niedrigsten Stand seit sechs Monaten. Die Konsensschätzung der Analysten hatte indes einen Anstieg auf 49,5 Punkte erwarten lassen.
Der offizielle Purchasing Manger Index (PMI) für die Industrie war im ersten Quartal 2023 im Zuge der Abschaffung von Covid-Restriktionen zwar zunächst nach oben geschnellt, um dann in fünf aufeinanderfolgenden Monaten wieder nach unten zu zeigen. Nach einer kurzen Aufwärtsbewegung im September ging es dann im vierten Quartal sukzessive weiter bergab. Werte unterhalb der als Expansionsschwelle bezeichneten Marke von 50 Punkten deuten auf eine Verringerung der Sektoraktivität im direkten Vergleich zum Vormonat hin.
Exportwirtschaft leidet
Im jüngsten Datenkranz sticht vor allem eine weitere Kontraktionsbewegung auf der Ebene der Exportaufträge negativ hervor. Seitens des Statistikbüros heißt es denn auch, ein zunehmend hartes, kompliziertes und unsicheres außenwirtschaftliches Klima sei der Hauptgrund für den weiteren Rückgang des Stimmungsbarometers. Gleichzeitig litten die heimischen Unternehmen auch unter einer anhaltenden Schwäche der Binnennachfrage. Dies hatte sich in den vergangenen Monaten nicht zuletzt in einem leichten, aber für China sehr ungewohnten Rückgang des Konsumpreisindexes bei anhaltender Erzeugerpreisdeflation geäußert.
Dienste reißen es nicht heraus
Auch im chinesischen Dienstleistungsgewerbe ist verhaltene Dynamik zu erkennen. Der sogenannte Non-Manufacturing Purchasing Managers Index des Statistikbüros, der neben reinen Dienstleistungen auch die Aktivität im Baugewerbe mit abbildet, zog zwar leicht von 50,2 auf 50,4 Punkte an, liegt damit aber für chinesische Verhältnisse auf einem äußerst niedrigen Niveau.
Im Kontrast zu den offiziellen PMI-Daten zeigt die vor allem auf kleinere und mittlere privatwirtschaftliche Unternehmen abstellende Einkaufsmanagererhebung des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ ein freundlicheres Bild mit Werten oberhalb der Expansionsschwelle.
Der am Dienstag verbreitete Caixin PMI Manufacturing für Dezember weist einen geringfügigen Anstieg von 50,7 auf 50,8 Punkte aus. Während die Subindizes für Industrieoutput und Neuaufträge nach oben zeigten, sind die Beschäftigungsindikatoren weiter zurückgegangen. Auch spüren die befragten Unternehmen anhaltenden Deflationsdruck und legen für 2024 gedämpftes Geschäftsvertrauen an den Tag. Entsprechend machte die Caixin-Erhebung wenig Eindruck auf die Marktteilnehmer. An den Börsen in Hongkong und Schanghai büßten die Leitindizes bis zu 2% ein und legten damit den schlechtesten Jahresstart seit 2019 hin.