Chinas Stimulus-Versprechen stoßen auf Skepsis im Markt
Zweifel an Chinas Stimulus-Versprechen
Ausmaß bleibt unklar – Börse reagiert enttäuscht – Bondrendite auf Rekordtief
nh Schanghai
Chinas Staatsführung bekräftigt ihre Bereitschaft, die Wirtschaft im kommenden Jahr mit einer expansiveren Fiskalpolitik und monetärer Lockerung zu unterstützen. Im Nachgang zur jährlichen Wirtschaftsplanungskonferenz verbreiteten Stimulus-Signale finden am Aktienmarkt allerdings nicht die gewünschte Resonanz. Vielmehr rutschte der Leitindex CSI 300 am Freitag um 2,4% ab und verbuchte den höchsten Tagesverlust seit drei Wochen. Parallel fördern Zinssenkungserwartungen den Renditeabtrieb am Bondmarkt. Am Freitag fiel die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen auf ein historisches Tief bei 1,77%.
Defizitquote soll steigen
In der Zusammenfassung der Ergebnisse der als Central Economic Works Conference (CEWC) bekannten Dezembertagung wird von negativen Entwicklungen im außenwirtschaftlichen Umfeld gesprochen. Dies erfordere zusätzliche Maßnahmen zur Konjunkturstabilisierung. „Es ist notwendig, eine aktivere Fiskalpolitik zu implementieren, die Budgetdefizitquote zu erhöhen und Anleiheemissionen auf zentral- und lokal staatlicher Ebene zu steigern“, so die Verlautbarung.
Lockere Geldpolitik
Peking verkündet eine „angemessen lockere geldpolitische Linie“ und eine Steigerung von „unkonventionellen antizyklischen Anpassungen“. Letzteres gilt als Indiz für Maßnahmen zur Konsumanregung via Abwrackprämien, Umtauschprogrammen und Verbrauchergutscheinen, wie sie bereits seit Herbst angestrengt werden. Die Staatsführung unterstreicht, dass die Stärkung der Binnennachfrage und des Konsums mit besonderer Priorität angegangen werden soll.
Vager Informationsgehalt
Die Inhalte des Kommuniqués gelten als nicht sonderlich überraschend und geben den Marktteilnehmern keinen weiteren Aufschluss darüber, in welcher Intensität sich fiskalische und monetäre Impulse entfalten werden. Bereits am Montag hatte das Politbüro im Anschluss an seine Dezembertagung die offizielle Maxime einer moderat lockeren Geldpolitik ausgegeben. Dies fand jedoch keine große Resonanz am Aktienmarkt. Im September allerdings traten überraschend kräftige Zinssenkungsmaßnahmen der Zentralbank eine gewaltige Hausse los.
Zinssenkung in Sicht
Die Erwartungen gehen nun dahin, dass die People’s Bank of China (PBOC) im Laufe des ersten Quartals einen weiteren Zinssenkungsschritt unternimmt und möglicherweise bereits in Kürze die Mindestreserveverpflichtungen für Geschäftsbanken herunterschraubt. Ein Bekenntnis zur Ausweitung des Budgetdefizitrahmens wurde ebenfalls erwartet. Dies gilt als notwendige Voraussetzung dafür, um auch im kommenden Jahr ein offizielles Wachstumsziel nahe der bisher geltenden Marke von 5% anvisieren zu können.
Warten auf den Volkskongress
Während China bislang zögerte, bei der Defizitquote über die Marke von 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hinauszugehen, rechnen China-Ökonomen der UBS für 2025 mit einer Ausweitung auf 3,5 bis 4% des BIP. Konkrete Weichenstellungen für eine expansivere Fiskalpolitik und eine Anhebung der Budgetdefizitquote werden allerdings erst im März beim jährlichen Volkskongress fixiert.