Chinas Wirtschaft erwischt einen positiven Start
nh Schanghai
Chinas Konjunkturdatenkranz für die ersten beiden Monate des Jahres gibt Anlass zu Optimismus, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft genügend Elan finden kann, um negative Effekte eines verschärften Handelsstreits mit den USA abzufedern. Als positive Überraschung erweisen sich eine klare Kräftigung der Industrieproduktion, eine etwas flottere Gangart bei den Einzelhandelsumsätzen sowie ein Schub bei den Anlageinvestitionen der öffentlichen Hand. Konkrete Anzeichen für eine Stabilisierung des Immobilienmarkts lassen jedoch weiter auf sich warten. Auch die Kreditvergabeaktivität zeigt sich ungewöhnlich schwach.
Industrieproduktion zieht an
Die am Montag vom Pekinger Statistikbüro verbreiten Wirtschaftsleistungsdaten umfassen zur Ausschaltung von saisonalen Verzerrungen im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest einen Zweimonatsraum. Als besonders erfreulich gilt die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Mit einem Wachstum der Industrieproduktion von 5,9% gegenüber der Vorjahresperiode wurden die Analystenschätzung klar übertroffen. Auch auf Konsumebene gibt es Fortschritte. Im Januar und Februar kombiniert kletterten die Einzelhandelsumsätze um 4% und kamen damit etwas besser voran, als in den vorangegangenen Monaten.

Subventionen wirken zunächst
Eine treibende Rolle spielen Konsumanreizprogramme mit Umtauschprogrammen und Subventionsleistungen bei der Anschaffung von höherwertigen Haushaltsgütern und Elektroautos. Allerdings weisen die Einkaufsmanagererhebungen vom Märzbeginn im Dienstleistungssektor eine äußerst schwache Tendenz aus. Dies nährt Zweifel, dass der von vorgezogenen Haushaltsanschaffungen generierte Aufwind im Einzelhandel nachhaltigen Charakter hat.
Deflationssorgen
Zudem fielen die jüngsten Inflationsdaten für März mit einem Rückgang der Verbraucherpreise um 0,7% ernüchternd aus. Hier spielt ein negativer Basiseffekt im Zusammenhang mit dem Neujahrsfest rein. Aber auch entsprechend bereinigt, wäre der Konsumpreisindex nur minimal um 0,1% vorangekommen. Anhaltende Deflationsrisiken lassen noch keinen Durchbruch beim Verbrauchersentiment erkennen, betonen China-Ökonomen.
Konsumförderungsplan
Am Wochenende hatte die Regierung einen als Konsumförderungsprogramm apostrophierten 30-Punkte-Plan verbreiten lassen. Damit wird der auf dem Volkskongress deklarierte wirtschaftspolitische Prioritätensetzung der Parteiführung bei Konsumanregung und Stärkung der Binnennachfrage weiter unterstrichen werden. Das neue Programm hat allerdings eher den Charakter einer Liste von Absichtserklärungen, die keine konkreten Einzelmaßnahmen mit einer Zuordnung von fiskalischen Ressourcen erkennen lässt. Als neue Akzente gelten sozialpolitische Elemente, wie allerdings noch nicht klar umrissene Erhöhungen von Renten und Kindergeldzuwendungen.
Rückschlag am Immobilienmarkt
Als Dauerproblematik erweist sich der Immobilienmarkt. In den vergangenen Monaten hatte es einige hoffnungsvolle Anzeichen für eine Belebung der Apartmentkäufe in Großstädten und Stabilisierung der Wohnungspreise gegeben. Die jüngsten Monatsdaten für Februar sind jedoch enttäuschend.
So zeigen die Durchschnittspreise für Neuwohnungen erneut nach unten. Auch bei den verkauften Neuflächen sieht man Rückgänge, die die Fortschritte im vierten Quartal konterkarieren.
Schleppende Kreditvergabe
Da die überwiegend privaten Immobilieninvestitionen weiterhin stark abbröckeln, forciert Peking öffentliche Infrastrukturprogramme, und auch Industriefördermaßnahmen, um die Anlageinvestitionen als wichtigen Wachstumstreiber anzuschieben. Das sogenannte Fixed Asset Investment zog in den ersten beiden Monaten mit 4,1% gegenüber Vorjahr wieder deutlicher an. Nach wie vor scheinen dabei der staatliche Sektor im Vordergrund zu stehen, während sich private Firmen investiv eher zurückhalten.
Davon zeugt auch die jüngste monetäre Statistik, die einen ungewöhnlich niedrige Ausweitung des Bestandes an Yuan-Krediten und schleppende Geldmengenexpansion anzeigt.
Chinas Wirtschaft mit positivem Start
Verarbeitendes Gewerbe und Einzelhandel zum Jahresauftakt stärker als erwartet
Kommentar Seite 2