Einkaufsmanagerindex

Corona bremst Chinas Dienstleister aus

Die wiederaufflammende Corona-Pandemie bremst Chinas Dienstleister im März so kräftig aus wie zuletzt zu Beginn der Pandemie. Die Aussichten sind trübe – und auch die deutsche Wirtschaft hat Grund, dies mit Sorge zu sehen.

Corona bremst Chinas Dienstleister aus

Reuters/Bloomberg Peking

China bekommt die wirtschaftlichen Folgen seiner strikten Null-Covid-Politik mit dem Lockdown von Metropolen wie Schanghai immer stärker zu spüren. Die Geschäfte der Dienstleister liefen im März so schlecht wie seit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahre nicht mehr, wie die monatlich vom Wirtschaftsmagazin Caixin erhobene Umfrage zeigt. Demnach brach der Einkaufsmanagerindex (PMI) im März um 8,2 auf 42,0 Punkte ein. Das Barometer ist damit weit von der Marke von 50 entfernt, ab der es Wachstum signalisiert. Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang auf 49,7 Zähler erwartet.

Für April stehen die Vorzeichen ebenfalls schlecht: Während der eben beendeten Qingming-Festtage, an denen die Menschen üblicherweise die Gräber ihrer Vorfahren besuchen, sind die Einnahmen aus dem Inlandstourismus im Vorjahresvergleich um 31% eingebrochen. Zu­dem wurden weniger Fahrten auf der Schiene, der Straße, dem Wasser und in der Luft unternommen. Die Paketlieferungen und die Umsätze an den Kinokassen gingen ebenfalls zurück.

Analysten zufolge leiden vor allem kontaktintensive Dienstleister wie das Transport-, Hotel- und Gaststättengewerbe stark unter den strikten Beschränkungen, mit denen die Ausbreitung der Omikron-Variante eingedämmt werden soll. „Insgesamt schwächten sich sowohl die Aktivitäten im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor aufgrund der Epidemie ab“, sagte Ökonom Wang Zhe von der Caixin Insight Group. „Die politischen Entscheidungsträger sollten auf gefährdete Gruppen achten und die Unterstützung für Schlüsselindustrien sowie Klein- und Kleinstunternehmen verstärken.“ Der Caixin-Index zeichnete ein noch düstereres Bild als der offizielle chinesische Einkaufsmanagerindex für das nichtverarbeitende Gewerbe, der von 51,6 im Februar auf 48,4 Punkte zurückging. Die offizielle Umfrage erfasst größere Unternehmen und schließt den Bausektor ein, während sich die Caixin-Umfrage eher auf kleinere Unternehmen konzentriert.

Lockdown verlängert

Schanghai ordnete inzwischen einen weiteren Massentest seiner 26 Millionen Einwohner an. Bis dieser vorbei sei, halte der Lockdown an, teilten die örtlichen Behören mit. Anschließend werde über eine Aufhebung beraten. Das rigide Vorgehen besorgt auch die deutsche Wirtschaft, ist doch China ihr mit Abstand wichtigster Handelspartner: Zwischen beiden Ländern wurden allein im vergangenen Jahr Waren im Wert von 245,4 Mrd. Euro gehandelt. Die ökonomischen Folgen des verlängerten Corona-Lockdowns in Schanghai dürften die deutschen Verbraucher noch zu spüren bekommen. „Die heutigen Zahlen des Dienstleistungssektors waren sicher schon ein wenig schockierend“, sagte Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking. „Wir rechnen im Einzelhandel mit spürbaren Auswirkungen des Lockdowns in Schanghai“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, der Nachrichtenagentur Reuters. Ähnliche Entwicklungen hätten bereits in den vergangenen beiden Jahren zu Störungen der Lieferkette und Lieferschwierigkeiten insbesondere bei Unterhaltungselektronik und Spielwaren geführt. „Darunter könnte in der Folge wie bereits in der Vergangenheit die Produktvielfalt leiden“, sagte Genth. „Es wird dann schlicht weniger Auswahl innerhalb einiger Warengruppen geben, generelle Knappheiten über ganze Sortimente hinweg sind aber nicht zu erwarten.“

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