SchwerpunktMar-a-Lago Accord

Der Dollar: Unsere Währung, euer Problem?

Nach den Zöllen droht die nächste Attacke auf die globale Ordnung: Der Dollar soll geschwächt, seine Rolle als Leitwährung aber bewahrt werden. Erstes Opfer: die Wirtschaftsmacht USA selbst.

Der Dollar: Unsere Währung, euer Problem?

Der Dollar: Unsere Währung, euer Problem?

Nach den Zöllen droht die nächste Attacke auf die Weltwirtschaftsordnung: Der Dollar soll geschwächt, seine Rolle als Leitwährung aber bewahrt werden

Der Dollar als globale Leitwährung bringt für die USA mit seiner tendenziellen Überbewertung durchaus Nachteile mit sich. Doch eine bewusste Dollarschwächung durch Drohungen und Zwang bedrohen den Führungs- und Machtanspruch des Landes insgesamt und könnte zum ökonomischen Abstieg führen.

lz Frankfurt
Von Stephan Lorz, Frankfurt

Nach den „reziproken Zöllen“ von US-Präsident Donald Trump droht schon die nächste Provokation, um den hohen US-Handelsdefiziten beizukommen: Trumps Chefökonom Stephen Miran schlägt ein „Mar-a-Lago-Abkommen“ vor, um den Dollar zu schwächen und damit US-Unternehmen den Export zu erleichtern. Eine gezielte Abwertung durch abgestimmte Währungsverkäufe wäre dazu durchaus in der Lage. Bereits 1985 hatte man das mit dem „Plaza-Abkommen“ zwischen USA, Japan, Westdeutschland, England und Frankreich versucht. Das entfaltete zunächst Wirkung, verpuffte dann aber.

Hohe Bewertung mit Vorteilen

Ökonomen räumen durchaus ein, dass der Dollar wegen seiner Rolle als Weltreservewährung tendenziell überbewertet ist und US-Exporteuren das Leben erschwert. Doch dem stehen auch positive Eigenschaften gegenüber, die für die US-Administration offenbar keine Rolle spielen: Der Besitz der Leitwährung bedeutet Macht, um weltweit zu Finanzmarktsanktionen greifen zu können. Und sie erlaubt es dem Staat, sich zu niedrigeren Zinsen und in viel größerem Umfang als andere Länder verschulden zu können und sich trotzdem Marktzugänge zu wahren. Denn Finanzakteure brauchen den Dollar-Hafen. Ende 2023 wurden rund 60% aller Währungsreserven in den USA gehalten – ein Macht- und Beharrungsfaktor. Für den Fiskus lohnt es sich also.

Wird der Dollar nachhaltig geschwächt, nagt das allerdings auch an seiner Rolle als Leitwährung. Und das umso mehr, wenn es darangeht, den Regimewechsel umzusetzen. Denn wie will man die bisherigen Investoren und Gläubiger von US-Staatsschulden unter Kursverlusten beim Dollar halten, wenn anderswo die Renditen steigen? Offenbar denken die Washingtoner Akteure hier an Methoden aus der Schattenwelt: Zwang und „Überredungskunst“. Die USA könnten zunächst eine „Gebühr“ für die Nutzung von Dollar-Papieren verlangen, so eine Idee, um zu testen, wie groß die Elastizität der Gläubiger ist. Oder man zwingt sie schlicht zur Umschuldung und fordert den Umtausch zu zinslosen oder niedrig verzinsten Bonds obendrein mit längerer Laufzeit. Von 100-Jahre-Bonds ist die Rede.

Immenser Vertrauensverlust

Das dürfte nicht ohne Nebenwirkungen abgehen: Der Vertrauensverlust gegenüber dem Dollar wäre immens, zumal die Trump-Administration schon bei der Handelspolitik viel Porzellan zerschlagen hat und sich nicht mehr als verlässlicher Partner geriert. Welcher Investor will sich dann schon auf 100 Jahre festlegen? Obendrein droht infolge der Strafzölle eine Teuerungswelle über das Land zu rollen. Von den Schwierigkeiten ganz abgesehen, unter diesen Umständen die bisherigen Staatsschulden am Markt refinanzieren oder Haushaltsdefizite finanzieren zu können, wenn die Attraktivität des Dollar nachlässt. Zudem dürften die Zinsen unter diesen Bedingungen steigen, der Zinsdienst teurer werden – mit allen damit verbundenen fiskalischen Folgen.

Allenfalls die westlichen Gläubiger könnten noch zum Regimewechsel „überredet“ werden, wenn die „Umschuldung“ mit der Drohung verbunden wird, dass die USA ansonsten ihren militärischen Schutzschirm zurückziehen. Da neben China vor allem Japan, Großbritannien, Belgien, Kanada und Frankreich die meisten US-Staatsschulden halten, könnte Trump diese Länder für erpressbar halten.

USA schneiden sich ins eigene Fleisch

Abgesehen davon wird jede Änderung an den Bond-Bedingungen von Ratingagenturen als „Default“ gewertet. Ökonomen halten eine Finanzkrise dann für unvermeidbar, da die USA rund 35% aller Staatsschulden weltweit halten. Einst hieß es von US-Präsidenten: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.“ Das scheint sich jetzt gegen Washington zu kehren, wenn Trump weiter so vorgeht: Er setzt den Dollar aufs Spiel und die USA verlieren ihre Führungsmacht.

Denn die Welt würde sich komplett von den USA abwenden, weil das Land jeden Vertrauensvorschuss aufgebraucht hat. Seine weltweite Führungsrolle speist sich schließlich auch aus vergangenen Verdiensten, seiner politischen und wirtschaftlichen Ankerfunktion, aus dem Wohlwollen, der Dankbarkeit und Verlässlichkeit für die globalen Partner, ergänzt natürlich durch die schiere Finanz- und Wirtschaftsmacht dieses großen freien Marktes. Trump ist dabei, alles zu verspielen.


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