Außenhandel

Deutsche Exporteure im Aufwind

Die deutschen Exporteure profitieren im ersten Halbjahr von Preissteigerungen und verzeichnen ein ordentliches Plus. Die Abkopplung von Russland dauert. Die Türkei gewinnt an Bedeutung.

Deutsche Exporteure im Aufwind

ast Frankfurt

Die Exporte deutscher Händler haben in der ersten Jahreshälfte gegenüber dem Vorjahreszeitraum kräftig zugelegt. Während das Geschäft mit Russland infolge des Ukraine-Kriegs eingebrochen ist, bauen deutsche Unternehmen ihr Geschäft mit der Türkei aus. Das geringere Außenhandelssaldo geht laut Statistischem Bundesamt (Destatis) in erster Linie auf die deutlichen Preissteigerungen in den vergangenen Monaten zurück.

Im ersten Halbjahr stiegen die Ausfuhren um 13,4% auf 763,9 Mrd. Euro, wie Destatis am Freitag mitteilte. Wichtigste Exportgüter waren Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile mit einem Wert von 116,3 Mrd. Euro, gefolgt von Maschinen mit einem Wert von 99,2 Mrd. Euro. Das entspricht einer Steigerung von 5,9% beziehungsweise 2,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aufgrund der Teuerung bei nahezu allen Warengruppen legten auch die Importe zu – um 26,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Wichtigste Einfuhrgüter waren den Wiesbadener Statistikern zufolge chemische Verbindungen (+63,9%) und Datenverarbeitungsgeräte. Insgesamt verringerte sich der Außenhandelssaldo um gut 32 Mrd. Euro auf nun noch 34,2 Mrd. Euro.

Teurere Importe aus Russland

Deutschland ist nach wie vor in hohem Maße abhängig von Energieimporten – der Warengruppe, die sich bereits seit Anfang 2021 stetig verteuert und die seit Russlands Überfall auf die Ukraine Ende Februar einen weiteren Preissprung hingelegt hat. Russland liefert vor allem Rohstoffe und Energie. So nahmen die Einfuhren aus Russland wertmäßig um 51,3% zu. Die EU-Sanktionen sehen eine schrittweise Abkopplung von russischen Öl- und Gaslieferungen vor. Mengenmäßig importierte Deutschland rund 24% weniger aus dem Land.

Die Ausfuhren nach Russland sanken in der ersten Jahreshälfte infolge des Ukraine-Krieges und der gegen Russland verhängten Sanktionen gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 um 34,5% auf 8,3 Mrd. Euro. Bloomberg-Ökonom Alexander Isakov rechnet damit, dass sich das europäische Einfuhrverbot für Energie erst noch auf die russische Wirtschafts auswirken wird: „Die russische Wirtschaft wird im Jahr 2023 um weitere 2% kontrahieren, da das europäische Einfuhrverbot für Energie den Export dämpfen wird.“

Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte eingetrübt – nicht zuletzt aufgrund der drohenden Gasmangellage und der damit verbundenen Unsicherheiten: „Die Gasknappheit belastet den Ausblick der deutschen Exportwirtschaft“, erklärte das Ifo-Institut.

Dass deutsche Unternehmen verstärkt ihr Heil in der Türkei suchen, deuten nicht nur die Destatis-Zahlen an. Laut dem Kreditversicherer Euler Hermes versicherten Firmen im ersten Halbjahr über sogenannte Hermesdeckungen Auslandsgeschäfte mit der Türkei im Wert von 1,2 Mrd. Euro. 15% des gesamten Neugeschäfts entfielen somit auf das Land. Als ein wesentliches Motiv führt Euler Hermes an, mehr Lieferungen aus EU-nahen Ländern zu beziehen. Demnach profitiert die Türkei von dem „aktuellen Trend“, Wertschöpfungsketten etwa aus Fernost näher an den Heimatmarkt zu verlagern.

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