Deutsche Inflationsdaten ein zweischneidiges Schwert
Inflationsdaten ein zweischneidiges Schwert
Deutsche Teuerung schwächt sich im Jahresvergleich weiter ab – Jedoch hohe Monatsrate und kein Rückgang der Kerninflation
Die Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise im Februar zeichnet kein einheitliches Bild. Während der Rückgang der Jahresrate und der Lebensmittelpreise die Konsumenten erfreuen dürfte, geht von der Kern- und der Monatsrate kein Entspannungssignal aus. Zudem bleiben die zahlreichen Aufwärtsrisiken bestehen.
mpi Frankfurt
Von den Inflationszahlen für Deutschland geht eine gemischte Botschaft an die Europäische Zentralbank aus. Die Teuerung ist im Februar nach europäischer Berechnungsmethode HVPI von 3,1 auf 2,7% gefallen. Dies teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. Nach nationaler Rechnung liegt die Teuerung nun bei 2,5%, nach 2,9% im Januar. Damit setzt sich der disinflationäre Prozess fort und fällt auch etwas stärker aus als von Ökonomen im Schnitt erwartet.
„Gute Nachrichten für Wirtschaft und Verbraucher: Der Rückgang der Inflation in den vergangenen Monaten ist beeindruckend“, sagt Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. In den kommenden Monaten werde es laut Kater jedoch auch wieder den einen oder anderen Rückschlag geben. Ein Blick auf die Details der Inflationszahlen gibt dafür auch Anhaltspunkte.
Hohe Inflation bei Dienstleistern
„Der Rückgang ist alleine auf die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln zurückzuführen“, sagt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Für den Geldbeutel der deutschen Verbraucher sind das zwar gute Nachrichten, jedoch ist zum einen unklar, ob sich dieser Trend in dem Tempo fortsetzt. Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge planen wieder deutlich mehr Lebensmittelhändler Preiserhöhungen in den kommenden Monaten.
Zum anderen bleibt die Inflation im Februar in vielen anderen Bereichen hartnäckig hoch. Das verdeutlicht auch die Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise von den Statistikern ausgeklammert werden. Diese stagniert bei 3,4%. „Die letzte Meile auf dem Weg zu stabilen Preisen bleibt mühsam“, resümiert deshalb auch Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. „Die binnenwirtschaftlich geprägten Preise für Dienstleistungen liegen deutlich über dem Vorjahr.“ Ein Grund dafür dürfte das hohe nominale Lohnwachstum in Deutschland sein, das sich im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor besonders bemerkbar macht.
Viele Risiken
Ein weiteres Indiz für die hartnäckige Inflation ist die Entwicklung der Monatsrate. Hier liegt die Rate bei einer Zunahme um 0,4% und damit höher als noch zum Jahresauftakt. Und Aufwärtsrisiken für die künftige Teuerung gibt es derzeit zudem einige. „Mit Blick auf die Zukunft wird die Inflationsentwicklung in den kommenden Monaten von zwei gegensätzlichen Trends bestimmt“, meint ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. „Mehr Desinflation und möglicherweise sogar Deflation infolge einer schwächeren Nachfrage. Aber auch neuer Inflationsdruck aufgrund ungünstigerer Basiseffekte und Reibungsverluste in den Lieferketten infolge der Spannungen im Roten Meer“ könnte sich aufbauen; staatliche Eingriffe und Sparmaßnahmen könnten die Inflation zudem verstärken. Für Brzeski geht daher – wie für einen Großteil der Ökonomen – von den deutschen Inflationszahlen kein Signal für eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank bis April aus. Gleichwohl werten sie es als Erfolg der aktuellen Geldpolitik, dass die Teuerung sich weiter dem Inflationsziel von 2,0% für den gesamten Euroraum nähert.
Neue Inflationszahlen für die Eurozone am Freitag
Am Freitag veröffentlicht Eurostat die Inflationszahlen für die Währungszone. Volkswirte erwarten einen Rückgang von 2,8% auf 2,6%. Dass sich der disinflationäre Trend fortsetzt, zeigten am Donnerstag nicht nur die neuen Daten aus Deutschland. Auch in Spanien und Frankreich lässt die Teuerung nach. In Frankreich ist sie mit 3,1% auf den tiefsten Stand seit 2021 gefallen. Doch wie in Deutschland ist auch im Nachbarland die Monatsrate mit 0,9% hoch. In Spanien lag die Inflation im Februar bei 2,9%, nach 3,1% zum Jahresauftakt. Der Rückgang fällt jedoch etwas schwächer aus als von Volkswirten prognostiziert.