Deutscher Jobmarkt schlägt sich besser als erwartet
Jobmarkt schlägt sich besser als erwartet
Anstieg der Arbeitslosigkeit in Winterpause geringer als üblich – Ausländer sorgen 2023 für Beschäftigungswachstum
Der deutsche Arbeitsmarkt trotzt im Januar der konjunkturellen Schwäche: Die Arbeitslosigkeit ist zwar gestiegen, aber nicht so stark wie in der Winterpause sonst üblich. Die Unternehmen suchen weiter Personal und auch der Ausbildungsmarkt bietet Bewerbern noch Chancen. Die Langzeitarbeitslosigkeit bereitet aber Sorgen.
ba Frankfurt
Der deutsche Arbeitsmarkt ist trotz der Konjunkturflaute besser als erwartet in das neue Jahr gestartet. Allerdings beruht die konstante Beschäftigung allein auf Zuwanderern und angesichts der geringeren Anzahl offener Stellen wird es für Langzeitarbeitslose schwieriger, einen neuen Job zu finden. Am Ausbildungsmarkt wiederum sind noch viele Lehrstellen unbesetzt.
Saisonbereinigter Rückgang
Im Januar ist die Arbeitslosigkeit um 169.000 auf 2,805 Millionen gestiegen. Die Arbeitslosenquote legte um 0,4 Punkte auf 6,1% zu. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl um 2.000. „Der alljährliche Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel fällt in diesem Jahr geringer aus“, kommentierte Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA). In den Vor-Corona-Jahren hatte die Arbeitslosigkeit im Januar üblicherweise um etwa 200.000 Personen zugenommen. Auch die Beschäftigung und die Arbeitskräftenachfrage zeigten sich konstant, „sodass sich der Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche stabil zeigt“, betonte die BA-Chefin.
Allerdings zeigt eine Auswertung der Behörde, dass der Beschäftigungszuwachs – im November ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um 217.000 auf 35,11 Millionen gestiegen – ausschließlich von Ausländern getragen wird. Im Vergleich von Juni 2023 mit Juni 2022 etwa hatten die Ukrainer den größten Anteil an dem Zuwachs: Deren Beschäftigtenzahl nahm um 53.000 zu, Indien folgt mit 24.000 Personen, Syrien mit 15.000. „Nach unserer Prognose wird das in Zukunft zunehmen“, zitiert dpa-afx Nahles. Hintergrund sei schlichtweg die Demografie: Überall fehlten Fachkräfte und die geburtenstarken Jahrgänge beginnen, in Rente zu gehen. Für diejenigen, die bereits in Deutschland leben – ob als Einheimische oder Zuwanderer – und derzeit keinen Job haben, werde die Suche schwieriger, da sie häufig zu alt oder zu schlecht ausgebildet seien. Die Zahl der Deutschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung nahm übrigens im Jahresvergleich im Juni 2023 um 77.000 ab.
Immer noch viele offene Stellen
„Erfreulich ist, dass die Anzahl der gemeldeten, offenen Stellen mit knapp 699.000 auf einem hohen Niveau liegt und Unternehmen und Betriebe weiterhin Personal suchen“, betonte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Im vergangenen Monat lag der Bestand allerdings noch um knapp 66.000 höher. Gemessen am Arbeitskräfteknappheitsindex zeigt sich, dass die Unternehmen immer noch Probleme haben, ihre Stellen zu besetzen, weil kein Personal verfügbar ist. Der Indikator steht derzeit bei 4,8 – der Höchstwert lag mit 5,3 in den Monaten Februar bis Juni 2023, der geringste Wert war im Juli und September 2020 mit 2,9 gemessen worden. Höhere Werte des Barometers, das auf einer Skala von 0 bis 10 definiert ist, signalisieren eine größere Arbeitskräfteknappheit beim Stellenbesetzungsprozess.Wie sehr den Unternehmen daran gelegen ist, ihr Personal zu halten zeigt sich in der Entwicklung der Kurzarbeit: Vom 1. bis einschließlich 25. Januar wurde laut BA für 46.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, das sei „deutlich weniger als zum vergleichbaren Zeitpunkt im Vormonat“. Die tatsächliche Inanspruchnahme, für die Daten bis November zur Verfügung stehen, betrug in diesem Monat 181.000. Im Oktober wurde noch für 170.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 147.000 im September.
Ein Ungleichgewicht gibt es auch am Ausbildungsmarkt, der allerdings noch sehr stark in Bewegung ist. In der Nachvermittlungszeit waren von Oktober 2023 bis Januar 2024 mit 64.000 gut 1.000 junge Menschen mehr auf Ausbildungssuche als vergangenes Jahr. Dem standen laut BA 85.000 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen gegenüber, das sind knapp 4.000 mehr als im Vorjahr. Im Januar waren noch 28.000 Bewerber unversorgt und weitere 18.000 suchten trotz Alternative weiterhin eine Ausbildungsstelle. Zugleich waren 18.000 Ausbildungsstellen noch unbesetzt.
Ausbildungsmarkt noch stark in Bewegung
„Für 2024 bleiben der Fachkräftemangel und das Senken der Langzeitarbeitslosigkeit große Herausforderungen“, betont KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Derzeit gebe es rund 900.000 Langzeitarbeitslose, vor allem in den strukturschwachen Regionen.
Zur Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit empfiehlt sie Bildung und Qualifizierung, das Schaffen von Arbeitsplätzen vor Ort und die Förderung der beruflichen und regionalen Mobilität.