Deutschland auf Rezessionskurs
Deutschland auf Rezessionskurs
Kiel Economics: Produktion wird 2024 und 2025 sinken – Arbeitslosigkeit dürfte steigen
ast Frankfurt
Deutschland ist auf Kurs in eine schwere Rezession. Das zumindest schreiben die Ökonomen von Kiel Economics in ihrer Konjunkturprognose für die kommenden beiden Jahre. Nach einem Minus von 0,3% für 2023 sagen sie für 2024 und 2025 ein preisbereinigtes Wachstum von –1,1 und –1,0% voraus. Andere Wirtschaftsforschungsinstitute, die Bundesbank und der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Wirtschaftsweise) hatten sich mit Blick auf 2024 vorsichtig optimistisch gezeigt und ein schwaches Wachstum prognostiziert.
Geldpolitik bremst
„Die zum Jahresende 2023 veröffentlichten Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland überschätzen mehrheitlich die konjunkturelle Grundtendenz“, heißt es von Kiel Economics. Die Straffungen der Geldpolitik der vergangenen eineinhalb Jahre dürften sich ihnen zufolge stärker auf die Konjunktur auswirken als von den meisten Experten erwartet. „Statt moderat zu steigen, erscheint es aus heutiger Perspektive am wahrscheinlichsten, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion in beiden Jahren spürbar zurückgehen, die Arbeitslosigkeit zunehmen und die Lage der öffentlichen Finanzen sich merklich verschlechtern wird“, schreiben die Autoren von Kiel Economics in ihrer Prognose.
Der Auftragsstau und dessen Abarbeitung hätten etwa dazu beigetragen, dass die Zinserhöhungen kaum erkennbare Wirkung gezeigt hätten. Ein Auftragspolster habe etwa auch die Bauaktivität im Jahr 2023 stabilisiert. Auch für 2024 erwartet Kiel Economics hier noch Stabilisierungseffekte. Da Zinserhöhungen sich mit etwa zwei Jahren Vorlauf erst vollumfänglich niederschlagen dürften – und die Zinsanstiege im Jahr 2022 noch moderat ausfielen –, dürfte sich die bereits beginnende Rezession erst in diesem und im nächsten Jahr vertiefen. Konkret erwartet Kiel Economics, dass die Rezession ähnlich tief ausfallen könnte wie Anfang der 2000er und im Zuge der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009.
Trübe Aussichten am Arbeitsmarkt
Die Lage am Arbeitsmarkt wird sich demzufolge merklich eintrüben. Die Beschäftigung dürfte sinken, obwohl die Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels weiterhin versuchen werden, Personal zu halten. Die Arbeitslosigkeit wird steigen. „Nach knapp 2,7 Millionen im Jahr 2023 werden im Jahr 2024 über 3 Millionen und im Jahr 2025 sogar über 3,5 Millionen Personen als arbeitslos registriert sein“, heißt es.
Mit Blick auf die Inflation erwartet Kiel Economics im Jahr 2024 einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3% und 2025 schließlich um 1,2%. „Die Straffung der Geldpolitik, mit der die EZB, ähnlich wie andere Notenbanken, der Gefahr einer Preis-Lohn-Spirale entgegengetreten ist, wird somit erfolgreich sein“, schreiben die Autoren.