Einkaufsmanagerindex

Deutschland und Frankreich liegen wie Blei auf der Euro-Konjunktur

Die neue Einkaufsmanagerumfrage signalisiert eine weiter eher stagnierende Wirtschaft in der Eurozone, wobei vor allem Deutschland und Frankreich die Konjunktur nach unten ziehen. Nur die Dienstleister geben etwas mehr Gas, die Industrie schrumpft weiter.

Deutschland und Frankreich liegen wie Blei auf der Euro-Konjunktur

Wachstum in weiter Ferne

Einkaufsmanagerindex signalisiert weiter Stagnation – Nur Dienstleister geben Lebenszeichen

Die Wirtschaft der Eurozone kratzt zwar an der Wachstumsschwelle, die Impulse für eine neue Aufwärtsdynamik aber fehlen nach wie vor. Speziell in der Industrie geht nichts voran. Wie Blei liegt dabei die schlechte Entwicklung in Deutschland und Frankreich auf der Euro-Konjunktur.

lz Frankfurt

Die Konjunktur in der Eurozone ist zwiegespalten zwischen Industrie und Dienstleistungen und kommt daher nicht auf einen stabilen Aufschwungpfad. Vor allem Deutschland und Frankreich ziehen die Wirtschaft im gesamten Währungsraum nach unten. Wie S&P Global meldet, fällt der Einkaufsmanagerindex (PMI) in der Eurozone für die Industrie im März von 46,5 auf 45,7 Zähler, ein Drei-Monats-Tief. Die Wirtschaft befindet sich damit weiter im Schrumpfungsmodus. Dagegen kletterte der Index für den Dienstleistungssektor von 50,2 auf 51,1 Zähler. Der aus beiden zusammengefasste vorläufige Composite-Index verbessert sich leicht von 49,2 auf 49,9. S&P selbst spricht allerdings von einer „Stagnation“.

„Wer auf eine Erholung des verarbeitenden Gewerbes im ersten Quartal
gehofft hat, kann spätestens jetzt die Flinte ins Korn werfen“, kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die den Index für Europa und Deutschland herausgibt. Die Produktion sei mehr oder weniger im gleichen Tempo zurückgegangen wie in den ersten beiden Monaten des Jahres, und auch die Auftragseingänge setzten ihren Abwärtstrend unvermindert fort.

„Mageres Wachstum“

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sieht in den neuen Werten durchaus ein Signal für ein „Frühlingserwachen“. Allerdings falle der Blick auf die Industrie ernüchternd aus. In beiden großen Volkswirtschaften des Währungsraumes, also Deutschland und Frankreich, nehme dort die Zuversicht deutlich ab. Selbst der bereits auf sehr tiefem Niveau verharrende deutsche Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe habe im März nochmals nachgegeben (von 42,5 auf 41,6). Für höhere gesamtwirtschaftliche Wachstumsraten bedarf es vor allem einer Belebung innerhalb der Industrie. Und da Letzteres absehbar nicht der Fall sei, „dürfte lediglich ein mageres Wachstum zu Buche stehen“.

Preisdruck lässt nach

Einen kleinen Lichtblick in der Industrie hat Commerzbank-Ökonom Christoph Weil in den Einkaufsmanagerdaten gleichwohl entdeckt: Der durch Befragungen gemessene Auftragsrückgang habe sich abgeschwächt, und die Geschäftsaussichten hätten sich ebenfalls verbessert. Letztere befinden sich jetzt auf einem 13-Monats-Hoch. Und erfreuen dürfte die EZB, dass die Unterkomponente „Verkaufspreise“ ihren Aufwärtstrend nicht fortgesetzt habe. Sowohl im Dienstleistungssektor als auch im verarbeitenden Gewerbe sei diese Größe im März wieder gefallen. Dies spreche für sich genommen dagegen, dass der Preisauftrieb wieder zunehme.

Zinshoffnungen treiben Sentiment

Auf Länderebene liefen die Entwicklungen erneut beträchtlich auseinander. Trotz Abschwächung zum Februar schrumpfte die Wirtschaftsleistung in Deutschland den neunten Monat hintereinander – und auch erneut kräftig, warnte S&P in der Analyse. Auch Frankreichs Wirtschaft sei deutlicher als im Februar geschrumpft, wenngleich etwas weniger stark seit Beginn der Talfahrt im Juni 2023. In den übrigen Ländern der Eurozone fiel das dritte Wirtschaftswachstum in Folge insgesamt so kräftig aus wie seit elf Monaten nicht mehr.

Allerdings beruhten die in der Umfrage angegebenen „besseren Geschäftsaussichten“ in erster Linie auf der Erwartung niedrigerer Zinsen und weniger stark steigender Lebenshaltungskosten, gibt S&P zu bedenken. Sorgen bereiteten den Unternehmen hingegen die gestiegene wirtschaftliche Unsicherheit vor dem Hintergrund weltweiter geopolitischer Spannungen und die anhaltend hohen Preise.