AGI-Investmentexperte Mainert im Gespräch

„Die EZB wird wohl nicht im Juli nachlegen“

Vieles spricht gegen eine zweite Zinssenkung der EZB bereits im Juli, meint Ingo Mainert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Auch hinter dem Beginn der US-Zinswende im September sieht der CIO Multi Asset Europe bei Allianz Global Investors große Fragezeichen.

„Die EZB wird wohl nicht im Juli nachlegen“

„EZB wird wohl nicht im Juli nachlegen“

AGI-Investmentstratege Mainert erwartet hartnäckigere Inflation in Euroland

fed/mpi Frankfurt

Kurz vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) beschäftigt die Finanzmärkte die Frage, wie die weitere Geldpolitik nach der allseits erwarteten ersten Zinssenkung am Donnerstag ausfallen wird. Ingo Mainert, CIO Multi Asset Europe von Allianz Global Investors (AGI), erwartet keine zweite Lockerung noch vor der Sommerpause. „Die EZB wird wohl nicht im Juli nachlegen“, meint Mainert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Zum einen erfordere das konjunkturelle Umfeld keine zeitnahe zweite Lockerung. „In Europa sehen wir eine Stabilisierung, wenn auch auf niedrigem Niveau.“ Zum anderen geht Mainert davon aus, dass die kommenden Inflationszahlen wie zuletzt die Daten für Mai leicht negative Überraschungen beinhalten werden. „Ab Sommer werden die dämpfenden Basiseffekte der Energiepreise auslaufen und die Rohstoffpreise haben seit Jahresanfang deutlich zugelegt. Auch werden sich Lohnsteigerungen in höheren Dienstleistungspreisen übersetzen.“

Fragezeichen hinter Zinssenkungen der Fed

Wie stark das Lohnwachstum ausfallen wird und wie sehr dies zu Preiserhöhungen führt, ist eine der zentralen Fragen, die die Notenbanker derzeit beschäftigen. Dabei gehen die Einschätzungen im EZB-Rat auseinander, wie groß der Spielraum für weitere Preiserhöhungen bei Dienstleistern noch ist.

Im September und/oder im Dezember könnte die EZB nach Ansicht von Mainert die Zinsen senken. Dann stehen auch jeweils neue Projektionen der Notenbank zu Inflation und Wirtschaftswachstum an. Im September könnte auch der Beginn der US-Zinswende anstehen. Das viel beachtete FedWatch Tool der CME Group beziffert die Wahrscheinlichkeit auf 54%.

Auch für Mainert ist die Unsicherheit hoch. Eine September-Zinssenkung der Fed sei mit den „größten Fragezeichen“ versehen. Er signalisiert mit diesem Hinweis, dass es dafür Fortschritte bei der Disinflation geben oder die Wirtschaft abkühlen müsse. Und je näher die US-Präsidentenwahl im November rücke, desto offensichtlicher müsse der geldpolitische Druck sein, damit die Fed handeln werde.

Im Gespräch Seite 9
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