Die Frühjahrsbelebung am Jobmarkt fällt erneut aus
Jobmarkt am Kipp-Punkt
Frühjahrsbelebung fällt aus – Saisonbereinigt mehr Arbeitslose – Demografie schlägt durch
Am deutschen Arbeitsmarkt braut sich ein giftiger Cocktail aus Konjunkturflaute, Strukturproblemen und Demografie zusammen. Weitere Entlassungen drohen, Impulse für mehr Wachstum fehlen und mit dem Handelskonflikt bahnt sich neuer Zündstoff an. Die Arbeitslosigkeit droht wieder auszuufern.
lz Frankfurt
Die üblicherweise im März erwartete Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt setzt auch in diesem Jahr nicht ein. Wie die Bundesagentur für Arbeit meldet, ist die Zahl der Arbeitslosen im März nur vergleichsweise wenig um 22.000 auf 2,97 Millionen Personen zurückgegangen. Saisonbereinigt hat sie sich gegenüber dem Vormonat sogar um 26.000 erhöht. Und verglichen mit dem März vergangenen Jahres liegt die Arbeitslosenzahl um 198.000 Personen höher. Die Arbeitslosenquote blieb zum Vormonat unverändert bei 6,4%; gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Quote um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Die international beachtete und vergleichbare ILO-Quote liegt bei 3,6%.
Auch bei der Kurzarbeit geht es weiter leicht nach oben. Im Januar zahlte die Bundesagentur für 240.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Das waren 36.000 mehr als im Dezember 2024 und 51.000 mehr als im Januar des vergangenen Jahres. Aktuellere Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen derzeit nicht zur Verfügung. Allerdings wurde von 1. bis 24. März für 43.000 weitere Personen Kurzarbeit beantragt.
„Einschlägige Arbeitsmarktfrühindikatoren lassen auch für die kommenden Monate vorerst keine Besserung erwarten“, sagt Schattenberg von Deutsche Bank Research. Vor allem im verarbeitenden Gewerbe könne sich der Stellenabbau fortsetzen, nicht zuletzt infolge negativer Auswirkungen der US-Handelspolitik auf die deutschen Schlüsselindustrien.
Weniger Erwerbstätige
Die zunehmend enttäuschende Lage am Arbeitsmarkt aus konjunkturellen Gründen setzt sich auf andere Art in der Erwerbstätigenstatistik fort: Die Zahl der Erwerbspersonen schrumpft aus demografischen Gründen und gleichzeitig herrscht Fachkräftemangel, der durch die mehr gewordenen Jobsucher offenbar nicht gedeckt werden kann. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) meldet, ist die Erwerbstätigenzahl im Februar um rund 10.000 Personen zurückgegangen. Es waren noch 45,8 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland (saisonbereinigt) als erwerbstätig gemeldet. In den Monaten Oktober bis Dezember 2024 war die Zahl der Erwerbstätigen im Vormonatsvergleich noch um durchschnittlich jeweils 7.000 Personen gestiegen.
Fachkräftemangel verstärkt sich
„Die Zeiten sind vorbei“, meint Martin Müller, Arbeitsmarktexperte bei KfW Research, „dass der Arbeitsmarkt aufgrund der steigenden Zahl der Erwerbstätigen als Lokomotive der Wirtschaft fungiert.“ Aktuell drückten zudem die konjunkturelle Flaute und die unsicheren Absatzperspektiven auf die Arbeitskräftenachfrage.
Perspektivisch werde der Arbeits- und Fachkräftemangel wieder stärker als zuvor als Wachstumshemmnis in den Vordergrund treten, zumal jetzt bis Mitte der 2030er Jahre die geburtenstärksten Jahrgänge in Deutschland in Rente gehen würden. Das werde große Lücken am Arbeitsmarkt hinterlassen, die mit ausländischen Arbeitskräften nur unvollkommen gefüllt werden könnten. Daher komme es jetzt umso mehr darauf an, auf eine steigende Erwerbsbeteiligung hinzuwirken und durch Investitionen, Innovationen und Effizienzmaßnahmen die Arbeitsproduktivität zu steigern. Müller führt aus: „Nur so ist die deutsche Wirtschaft nachhaltig wieder auf Wachstumskurs zu bringen, nur so lässt sich trotz Fachkräftemangel die Wettbewerbsfähigkeit erhalten.“