Die Ukraine hofft auf mehr deutsche Investitionen
Ukraine hofft auf deutsche Investitionen
Bilateraler Handel nimmt zu – Unternehmen fehlen Finanzierungen und Versicherungen
ahe Berlin
Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Ministerpräsident Denys Shmyhal haben die deutsche Wirtschaft dazu aufgerufen, ihr Engagement in der Ukraine trotz des Krieges noch weiter auszubauen. „Wer heute in der Ukraine investiert, investiert in ein zukünftiges EU-Mitgliedsland“, sagten beide Regierungschefs am Mittwoch übereinstimmend auf einer deutsch-ukrainischen Wirtschaftskonferenz in Berlin.
Shmyhal betonte, es gehe um eine Partnerschaft von gegenseitigem Vorteil. So könne Deutschland etwa von der Lieferung kritischer Rohstoffe und Agrarprodukten aus seinem Land profitieren, aber mittelfristig auch von der ukrainischen Verteidigungs- und Energieindustrie, den Erfahrungen mit der Digitalisierung und einer gemeinsamen Logistik.
Deutsch-ukrainischer Handel auf Rekordkurs
Nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) wird der deutsch-ukrainische Handel trotz der ständigen Bedrohungen und Unsicherheiten durch den Krieg 2024 einen Rekordwert erreichen. „Dass der Warenaustausch ein Volumen von über 12 (i.V. 9,8) Mrd. Euro erreichen wird, liegt aber auch an den erheblichen Zerstörungen vor Ort, insbesondere in der Energieinfrastruktur“, erklärte DIHK-Präsident Peter Adrian vor den 500 Konferenzteilnehmern. Das zeige, wie wichtig wirtschaftliche Kooperationen auch in schwierigen Zeiten seien.
Viel Interesse der Industrie
Christian Bruch, CEO von Siemens Energy und stellvertretender Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, verwies in Berlin auf die jüngsten Empfehlungen des Business Advisory Council (BAC) zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Ukraine. Neben dem Beschaffungsrecht oder dem Umfeld für Fachkräfte müsse auch der Mangel an Versicherungslösungen angegangen werden, sagte Bruch, der dem neuen Beratungsgremium BAC vorsitzt. Das Interesse der Industrie an Investitionen in der Ukraine sei auf jeden Fall „extrem hoch“.
Finanzierungen und Versicherungen fehlen in der Ukraine
Nach Informationen des Ost-Ausschusses haben deutsche Unternehmen die Ukraine seit dem Kriegsausbruch nicht verlassen. Es sind aber kaum weitere Unternehmen hinzugekommen, auch wenn im Westen des Landes vom Krieg nicht viel zu spüren ist. Laut Ost-Ausschuss hat dies auch viel mit der fehlenden Finanzierung durch die deutschen Privatbanken sowie mit fehlenden Versicherungen für Transporte und Mitarbeiter zu tun. Die vom Bund gegebenen Investitionsgarantien und die Hermes-Deckungen für die Ukraine reichten nicht.
Die ukrainische Wirtschaftsministerin Yulia Svyrydenko, die per Video auf der Konferenz zugeschaltet war, kündigte an, ihre Regierung werde in Kürze eigene Vorschläge zum Problem der fehlenden Transportversicherungen vorlegen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte in Berlin, er sehe „fantastische Marktbedingungen“ in der Ukraine, insbesondere für deutsche Maschinen- und Saatgutproduzenten, die metallverarbeitende Industrie und für Bauunternehmen.