Digitaler Euro ruft Skepsis hervor
rec Frankfurt
Vorarbeiten an einer staatlichen Digitalwährung für die Eurozone rufen Skeptiker auf den Plan. „Für Europa käme der digitale Euro zu früh“, lautet das Fazit einer Analyse des Centrums für Europäische Politik (CEP). Dennoch solle die Europäische Zentralbank (EZB) bereit zur Einführung sein, „wenn die richtige Zeit kommt“, sagte CEP-Ökonom Victor Warhem. Dies werde „wahrscheinlich binnen zehn Jahren“ der Fall sein.
Die EZB strebt die Einführung eines digitalen Euro an, ein formeller Beschluss steht aber noch aus. Derzeit läuft eine zweijährige Untersuchungsphase. Sie soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden und in eine finale Entscheidung des EZB-Rats münden. Dann wäre der Weg für einen digitalen Euro frei.
Als treibende Kraft hinter dem Projekt gilt EZB-Chefin Christine Lagarde. Etliche führende Notenbanker in Euroland haben sich hinter die Pläne gestellt. Auch Bundesbankchef Joachim Nagel hat sich unlängst zum ersten Mal seit seiner Amtsübernahme vor einem halben Jahr umfassend positioniert und die Vorteile eines digitalen Euro betont. Es gibt aber auch Vorbehalte etwa in der Bankenbranche, die Konkurrenz um Kunden befürchtet. Um solche Sorgen zu beschwichtigen, gibt es konkrete Überlegungen für eine Obergrenze an digitalen Euro pro Person.
Die Einwände des Forschungsinstituts CEP zielen unter anderem auf mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung. Europäische Verbraucher seien mit ihren traditionellen Zahlungsmitteln zufrieden. Aus Furcht ums Bargeld gebe es „nachweislich eine starke Opposition gegen den digitalen Euro“, sagt CEP-Ökonom Warhem. Die EZB versucht unablässig, solche Sorgen zu zerstreuen. Warhem begründet seine Vorbehalte außerdem damit, dass digitales Zentralbankgeld für die Weiterentwicklung des Finanzsystems nicht so dringlich sei wie in vielen Schwellenländern. Deshalb wäre der Einsatz im Massenzahlungsverkehr in „finanzpolitisch komplexen Regionen“ wie der Eurozone und den USA verfrüht.
Potenzial sieht das CEP nichtsdestoweniger darin, grenzüberschreitende Zahlungen zwischen Banken zu erleichtern. Deshalb sei es richtig, ein System digitaler Zentralbankwährungen (CBDC) voranzutreiben. Auch die Bundesbank sieht Mehrwert für den internationalen Zahlungsverkehr. Sie erwartet allerdings nicht, dass CBDC dabei in absehbarer Zeit eine gewichtige Rolle spielen.