Wohnungsmangel verschärft sich

Ein Fünftel weniger Baugenehmigungen

Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum steigt – im April wurden dennoch erneut weniger Baugenehmigungen erteilt. Vor allem bei den Einfamilienhäusern klemmt es.

Ein Fünftel weniger Baugenehmigungen

Ein Fünftel weniger Baugenehmigungen

Baulücke vergrößert sich − Rückgang vor allem bei Einfamilienhäusern − Trendwende außer Sicht

ba Frankfurt

Die Stimmung in der kriselnden deutschen Baubranche hat sich zwar aufgehellt, doch eine Trendwende bleibt außer Sicht, wie die erneut eingebrochenen Baugenehmigungen signalisieren. Selbst bei Häusern aus Fertigteilen, die wegen der gestiegenen Baukosten und dem Wohnungsmangel als möglicherweise günstigere und zeitsparende Alternative zum konventionellen Neubau gelten, zeigt sich die schwache Baukonjunktur. Dabei hat der Wohnungsbedarf weiter zugenommen, wie eine Studie des IW zeigt.

IW erhöht Bedarfsprognose

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurde im April der Bau von 17.600 Wohnungen genehmigt. Das sind 17,0% weniger als im Vorjahr. In den ersten vier Monaten des Jahres brach die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 21,0% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 71.100 ein. Die Ampel-Regierung hatte zum Start ihrer Legislaturperiode ein Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen ausgerufen. 2023 wurden gerade einmal 294.400 neue Wohnungen gebaut. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vergangene Woche seine Prognose für den Wohnungsbedarf im Zeitraum 2021 bis 2025 von jährlich 308.000 neu benötigten Wohnungen auf 372.000 erhöht, da die Zuwanderung deutlich höher als erwartet ausfallen dürfte. Für die Jahre 2026 bis 2030 wird der Bedarf auf 302.000 benötigte Wohnungen jährlich geschätzt.

Die aktuelle Bautätigkeit im Verhältnis zum jährlichen Bedarf liege allerdings nur bei 79%, mahnt das IW. Besonders hoch sei die Unterdeckung in den sieben größten deutschen Städten, wo die Quote 59% betrage. „Um weitere Verwerfungen im Markt zu verhindern, braucht es sowohl kurzfristige Impulse als auch strukturelle Reformen, um den Wohnungsbau zu stärken“, betonte das IW.

Etwas bessere Stimmung

Die hohen Material- und Finanzierungskosten schrecken derzeit sowohl private Hausbauer als auch Investoren ab. Bis die Zinssenkung der EZB vom Juni durchschlägt, wird es noch dauern. Und doch hoffen die Wohnungsbauer, die Talsohle hinter sich gelassen zu haben, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe aus der Stimmungsaufhellung im Mai schließt. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen an die kommenden Monate wurden besser eingeschätzt, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Immer noch sind Auftragsmangel und Stornierungen ein Problem: Entsprechende Klagen kamen in der jüngsten Ifo-Umfrage von 51,7% bzw. 15,1% der Wohnungsbauunternehmen. „Der Weg zur Erholung ist aber noch lang“, betonte Wohlrabe. „Viele Unternehmen versuchen, mit Preissenkungen dem Auftragsmangel entgegenzuwirken.“

Ein ähnliches Bild zeigt die jüngste Einkaufsmanagerumfrage: Der von S&P Global erhobene HCOB Bau-Index kletterte im Mai um 1,0 auf 38,5 Punkte. Mit einem Wert unterhalb der neutralen 50er-Schwelle signalisiert er, dass der gesamte Bausektor in der Kontraktionszone feststeckt. Sowohl die Gesamt-Bautätigkeit als auch die Auftragseingänge seien ein weiteres Mal signifikant zurückgegangen.

„Folglich setzten die Unternehmen bei Einkaufsmenge und Beschäftigung abermals den Rotstift an“, hieß es bei der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Der geringere Bedarf an Baumaterialien habe die durchschnittlichen Einkaufspreise gedrückt und zu einer erneuten deutlichen Verkürzung der Lieferzeiten geführt. Dabei sei die Geschäftstätigkeit in allen drei Teilsektoren − Wohnungs-, Gewerbe- und Tiefbau − markant zurückgegangen, wobei aber der Wohnungsbau erneut mit weitem Abstand am schlechtesten abschnitt.

Fast ein Viertel weniger

Von Januar bis April wurden Destatis zufolge 57.100 Neubauwohnungen genehmigt, das sind 23,7% weniger als im Vorjahreszeitraum. Den stärksten Rückgang verzeichnen die Wiesbadener Statistiker dabei bei den Einfamilienhäusern: Hier fiel die Zahl um 32,5% auf 12.300. Bei Zweifamilienhäusern ging es um 18,3% auf 4.400 nach unten. Bei den Mehrfamilienhäusern − der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart − verringerte sich die Zahl der Baugenehmigungen um 20,2% auf 38.500.

Fertigteilbau weniger betroffen

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den Bauzahlen für 2023: Während der Neubau von Wohngebäuden in konventioneller Bauweise um 7,5% zum Vorjahr auf 76.900 fiel, sank der Fertigteilbau um 2,5% auf 19.900 Wohngebäude. Die Statistiker führen dies vor allem auf den Rückgang um 4,1% beim Neubau von Einfamilien-Fertighäusern zurück. Ein niedrigerer Wert wurde hier im Jahr 2018 gemessen. Dabei stiegen 2023 die Baupreise für Einfamilien-Fertighäuser um 8,1% zum Vorjahr − bei konventioneller Bauart waren es 8,5%. Im Zehnjahresvergleich verteuerte sich der Bau von Einfamilien-Fertighäusern um 72,7%. Bei Zwei- und Mehrfamilienhäusern im Fertigteilbau gab es hingegen Zuwächse im Jahresvergleich um 6,0% auf 2.300 bzw. 12,0% auf 790 Gebäude.

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