Bundesbank

Ein ungutes Gemisch für den Euro

Als über 30 Autoren um Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann mit dem Buch „20 Jahre Euro“ begannen, war wohl noch nicht absehbar, dass die Festschrift in derart schwierige Zeiten für die gemeinsame Währung fallen würde.

Ein ungutes Gemisch für den Euro

Von Detlef Fechtner, Frankfurt

Als Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann in seiner Rolle als Herausgeber und die mehr als 30 Autoren von Hans Eichel über Theo Waigel bis hin zu Peter Sloterdijk mit den Planungen für das Buch „20 Jahre Euro – Zur Zukunft unseres Geldes“ begannen, war noch nicht absehbar, dass die Festschrift für die einheitliche Währung in eine schwierige Zeit für den Euro fallen würde. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass der Euro kräftig abwertet. Ex-EZB-Direktoriumsmitglied Otmar Issing, ebenfalls einer der Autoren, erinnerte am Montag bei der Präsentation des Buchs daran, dass der Euro-Kurs im Herbst 2000 zeitweise auf 0,83 Dollar abrutschte. Der damalige französische Notenbankchef Jean-Claude Trichet sei seinerzeit entsetzt mit dem Hinweis aus Japan zurückgekehrt, der Euro würde dort als „toilet currency“ verspottet.

Risiko importierte Inflation

Aktuell ist die Einheitswährung zwar weit entfernt von solchen Beleidigungen – und mit Notierungen um die Parität auch noch ein ganzes Stück weg von den damaligen Tiefkursen. Trotzdem sprach Issing von einer „nicht einfachen Situation“ und einem „Gemisch“, das die Glaubwürdigkeit bedrohe. Denn der Euro hat in den vergangenen Monaten ja nicht allein deutlich abgewertet, sondern auch erheblich an Kaufkraft verloren, weil die Euro-Inflation auf rekordhohe 9% geklettert ist.

Der ehemalige Wirtschaftsweise Volker Wieland mahnte am Donnerstag, der Euro befinde sich daher in schwieriger Lage – zumal ein niedriger Wechselkurs über die Schleife importierter Inflation ja die Teuerung noch zusätzlich anfeuere.

Und trotzdem: Issing betonte die Funktion des Euro als „stabilisierender Faktor“ in Zeiten externer Schocks. Er unterstrich den Erfolg der Währung, sich trotz der immensen Skepsis bei seiner Einführung etabliert zu haben. Issing erinnerte beispielsweise daran, dass ihm der Ökonom Milton Friedman seinerzeit zu seiner Ernennung als EZB-Direktoriumsmitglied mit den Worten gratuliert habe: „Congratulations for an impossible job!“ – Glückwünsche für die Übernahme einer unmöglichen Aufgabe!

Bargeld ohne Lobby

Zwei Botschaften gab Issing Notenbankern mit auf den Weg. Erstens sollten sie sich mit der Wahrnehmung der Preisentwicklung von Menschen ernsthaft auseinandersetzen, selbst wenn die „gefühlte Inflation“ – so wie unmittelbar nach Einführung des Euro-Bargelds – wenig mit der tatsächlichen Preisentwicklung zu tun habe. Denn diese gefühlte Inflation bestimme die Inflationserwartungen – eine entscheidende Größe. Und zweitens sollten sie im Kopf behalten, dass „Bargeld keine Lobby“ habe. Das Beispiel Schweden habe gezeigt, dass man Bargeld unpopulär machen könne, wenn man die Versorgung mit Cash so weit ausdünne, dass es ein großer Aufwand sei, es sich zu beschaffen. Wenn eine Notenbank den Wunsch der Bürger nach Barem ernst nehme, müsse sie auch bereit und in der Lage sein, dafür zu sorgen, dass Münzen und Banknoten gut erhältlich seien.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.