Energiewende steigert Kostendruck für Haushalte
ast Frankfurt
Die steigenden Energiekosten animieren viele Privathaushalte, verstärkt in grüne Technologien zu investieren. Das ist ein Ergebnis des Energiewende-Barometers der Förderbank KfW, das am Dienstag vorgestellt wurde. Mehr als zwei Drittel der befragten Haushalte fürchten der Studie zufolge die Folgen des Klimawandels – viele von ihnen spüren diese schon heute. Die ökologische und ökonomische Dringlichkeit zur Energiewende nimmt zu. „Das Vertrauen in die Politik ist maßgeblich für das Gelingen der Energiewende“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib bei der Vorstellung der Umfrage.
Kostenlawine rollt an
Die KfW zieht drei Schlüsse aus ihrer Umfrage. Zum einen sei das Interesse der Verbraucher geweckt. Im Vergleich zum Vorjahr planten doppelt so viele Haushalte in den kommenden zwölf Monaten die Nutzung von Energiewendetechnologien. Insgesamt nutzt fast ein Drittel der Haushalte Klimatechnologien. Dazu zählt die Förderbank Solarthermie, Wärmepumpen, Fotovoltaik, Holzpelletheizungen, Elektroautos, Batteriespeicher und Kraft-Wärme-Kopplung.
Als problematisch erweist sich aber eine zweite Schlussfolgerung. Die energetische Gebäudequalität korreliere stark mit dem Einkommen, heißt es in der Studie. Demnach nutzt nur eine kleine Minderheit der einkommensschwächsten Haushalte eine grüne Technologie. Gleichzeitig aber haben sie größere Defizite mit Blick auf die Dämmung der Gebäude. Demnach bestehen große Handlungsspielräume im Gebäudebestand – insbesondere bei Haushalten mit niedrigen Einkommen, die nun allerdings auch überproportional unter den steigenden Verbraucherpreisen leiden.
Das Potenzial im Gebäudesektor ist also gerade da am größten, wo am wenigsten finanzielle Mittel für Investitionen vorhanden sind. Schon zum Zeitpunkt der Befragung, die noch vor dem Ukraine-Krieg im Januar 2022 stattfand, gab etwa die Hälfte der befragten Haushalte an, einen hohen Kostendruck zu verspüren – insbesondere bei der Wärme- und Stromerzeugung. Seitdem sind die Import- und Verbraucherpreise im Energiesektor noch einmal sprunghaft angestiegen (siehe Grafik). „Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn alle Bürgerinnen und Bürger an Bord sind“, mahnte Köhler-Geib. „Bei vielen Haushalten wird die anrollende Kostenlawine erst noch ankommen. Hier gilt es böse Überraschungen zu vermeiden.“
Hinzu kommt, dass in allen Einkommensgruppen Zweifel hinsichtlich einer fairen Klimapolitik für alle bestehen. Besonders gering ist das Vertrauen in die deutsche Klimaschutzpolitik in den unteren Einkommensquartilen. KfW-Ökonomin Köhler-Geib mahnt daher zu einer fairen Lastenverteilung und einem gezielten Abbau finanzieller und informativer Hürden. „Dies kann auch dazu beitragen, dass die vorhandenen Zweifel an einer fairen Energiewende schwinden und künftig breitere Teile der Gesellschaft mitgenommen werden können – was sowohl soziale Spannungen verhindert als auch essenziell für das Erreichen der Klimaschutzziele ist.“ Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein, das heißt, es sollen dann nur noch so viele Treibhausgase ausgestoßen werden, wie wieder gebunden werden.
Finanzsektor gefragt
Ähnliche Töne schlug Sabine Mauderer, Bundesbank-Vorständin, bei ihrer Rede beim 20. Wirtschaftstag der Botschafterkonferenz an. „Nur wenn wir gemeinsam handeln, ist das 1,5-Grad-Ziel noch erreichbar“, sagte Mauderer. Dabei zielte sie insbesondere auch auf Geldgeber für klimafreundliche Investitionen ab und nahm Banken und Anleger in die Pflicht: „Für die Finanzierung der nachhaltigen Transformation ist der Finanzsektor ein unentbehrlicher Partner für die (Real-)Wirtschaft.“ Die Zeit dränge, die Flut im Ahrtal im vergangenen Jahr sowie die schlimmste Dürre in Europa seit 500 Jahren zeigten dies deutlich.
Wertberichtigt Seite 2