Engpässe kosten 0,5 Prozent Wachstum
ba Frankfurt
Die anhaltenden Lieferengpässe dürften die Euro-Wirtschaft im vergangenen Jahr zumindest rund 0,5% an Wachstum gekostet haben, schätzen Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies sei allerdings nur die Untergrenze, heißt es in der Vorabveröffentlichung aus dem EZB-Wirtschaftsbericht, da die Prognose auf der Entwicklung zwischen Oktober 2020 und September 2021 beruht. Im Schlussabschnitt 2021 aber hat der Lieferstress die Produktion, das Baugewerbe und die Unternehmensdienstleistungen weiter gebremst. Ende Januar liefert das Statistikamt Eurostat eine erste Schätzung, wie sich die Euro-Wirtschaft 2021 entwickelt hat. Ökonomen erwarten ein Wachstum von um die 5%.
In dem betrachteten Zeitraum sei die am Einkaufsmanagerindex (PMI) gemessene Entwicklung der Lieferzeiten zu 45% auf Kräfte der Gesamtnachfrage, rund 45% auf Angebotsengpässe und zu 10% auf andere Arten von kostentreibenden Schocks zurückzuführen, heißt es. Unter sonst unveränderten Bedingungen sei die Industrieproduktion im Euroraum in dieser Zeit um kumuliert etwa 2,6% geringer ausgefallen als in einem Szenario ohne Engpässe.
Wie ein Großteil der Experten erwartet auch die EZB, dass die Versorgungsengpässe noch über weite Teile des laufenden Jahres anhalten dürften. Die negative Pandemieentwicklung in Asien, die immer wieder zur Schließung von Fabriken und Häfen führt, die Überlastung von Häfen sowie die Knappheit bei Frachtschiffkapazitäten und Kapazitäten der Halbleiterchip-Produktion dürften bis 2023 anhalten, heißt es unter Berufung auf Kontakte der EZB zum Unternehmenssektor.