Wettbewerbsfähigkeit

EU-Report dokumentiert eklatanten Rückstand Europas

Die Zahl der Einhörner ist niedrig, die ohnehin geringen Wagniskapitalinvestments sinken, der Anteil Europas an den Patenten sinkt. Europa hat ein Problem mit seiner Wettbewerbsfähigkeit.

EU-Report dokumentiert eklatanten Rückstand Europas

EU-Report dokumentiert
eklatanten Rückstand Europas

Mangel an Wagniskapital – Anteil an Patenten rückläufig

fed Frankfurt

Der EU-Binnenmarktbericht belegt anschaulich, wie arg die Defizite in der Wettbewerbsfähigkeit Europas sind. Der Wagniskapitalmarkt in Europa ist gegenüber den USA und China geradezu winzig. Der Anteil der Risikokapitalinvestitionen an der Wirtschaftsleistung, ohnehin unterhalb von ein Promille, habe sich zwischen 2022 und 2023 fast halbiert – auf 0,05%, heißt es in dem Bericht, der in den nächsten Tagen veröffentlicht wird, dessen finale Version aber der Börsen-Zeitung vorliegt. Daher seien „viele hochinnovative europäische Unternehmen durch den begrenzten Zugang zu Kapital eingeschränkt, was sie häufig dazu veranlasst, sich im Ausland um Finanzmittel zu bemühen oder sogar ihren Standort in günstigere Finanzierungsumgebungen wie die USA zu verlegen.“

Bei der Zahl der Einhörner liegt Europa dem Bericht zufolge mit 263 klar hinter der Volksrepublik (387) und sogar meilenweit hinter den Vereinigten Staaten (1539) zurück. Und auch die Entwicklung – zumindest die langfristige – bei den Patenten ist mehr als ernüchternd. Zwischen 2000 und 2021 ist der Anteil Europas an den weltweiten Patentanmeldungen von 30% auf 17% eingebrochen. Zudem geben zwei Drittel aller Unternehmen zu Protokoll, dass sie durch die als übermäßig empfundenen regulatorischen Vorgaben an Investitionen gehindert werden.

Bei KI im Hintertreffen

Auch beim Zukunftsthema Künstliche Intelligenz (KI) sehen die Autoren des Berichts die EU im Hintertreffen. Die EU habe es bisher versäumt, die Möglichkeiten des Binnenmarktes zu nutzen, um einen umfassenden Zugang zu frei fließenden Daten und gute Skalierungsaussichten zu ermöglichen. Wenig überraschend entfalle daher der Löwenanteil der Investitionen in KI auf die USA.

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber bezeichnet den Bericht als „Weckruf zum Handeln“: „Wäre der Wettbewerbsfähigkeitsbericht ein Zwischenzeugnis, wäre die Versetzung ernsthaft gefährdet.“ Die Europäische Kommission tue deshalb gut daran, dass Thema Wettbewerbsfähigkeit ganz weit nach oben auf die Agenda zu setzen: „Es wird nicht mit einem Aktionsplan getan sein.“

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