Arbeitsmarkt

Euro-Arbeitslosigkeit verharrt auf hohem Niveau

Auf dem europäischen Arbeitsmarkt deutet sich keine rasche Erholung an. Einzig der Frühindikator der Arbeitsagenturen macht Hoffnung: Er kletterte erstmals seit Beginn der Krise in den positiven Bereich.

Euro-Arbeitslosigkeit verharrt auf hohem Niveau

ast Frankfurt

Die Coronavirus-Pandemie hat den europäischen Arbeitsmarkt fest im Griff. Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone pendelt sich auf hohem Niveau ein. Im Februar lag die saisonbereinigte Quote zwar wie im Vormonat bei 8,3%, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Im Vorjahresvergleich offenbaren sich aber die Folgen der Pandemie. Hoffnung macht der gemeinsame Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Kooperation mit anderen Arbeitsagenturen im Euroraum. Das European Labour Market Barometer notiert bei 100,6 Punkten und damit erstmals seit Krisenbeginn im positiven Bereich, der bei 100 Zählern anfängt.

Die Arbeitslosenquote lag im Februar um einen Prozentpunkt höher als im Vorjahresmonat. Die saisonale Belebung des Arbeitsmarktes wird sich wohl erst in den Daten für März widerspiegeln. Vergangene Woche hatte die Bundesagentur für Arbeit für Deutschland bereits eine sinkende Arbeitslosenzahl gemeldet. Auch vom spanischen Arbeitsmarkt kommen vorsichtige Erholungssignale (siehe Bericht auf dieser Seite). In der Eurozone insgesamt waren im Februar insgesamt 13,57 Millionen Menschen als arbeitslos registriert. Damit stieg ihre Zahl seit Januar um 48000. Im Vorjahresmonat hatten noch 1,50 Millionen mehr Menschen einen Arbeitsplatz als aktuell.

Nach wie vor gibt es große Unterschiede zwischen den Staaten. In den südlichen Ländern, die stark vom Tourismus geprägt sind, liegt die Arbeitslosigkeit deutlich höher als im Norden. Relativ niedrig ist die Quote in den Niederlanden mit 3,6% und in Deutschland mit 4,5% (nach europäischer Rechenweise). Die höchsten Erwerbslosenquoten weisen Griechenland (15,8% im Dezember 2020) und Spanien (16,1%) auf.

Angesichts des Rückgangs der Aktivität und der langen Schließung bestimmter Sektoren bleiben die Auswirkungen der aktuellen Coronawelle auf den Arbeitsmarkt gering, analysiert ING-Ökonom Bert Colijn. „Die Widerstandsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt bleibt also stark“, das sei jedoch in erster Linie auf die Maßnahmen der Regierungen zurückzuführen – etwa das Kurzarbeitergeld in Deutschland. Mit einer schnellen Erholung am Arbeitsmarkt rechnet Colijn nicht. Zuvor müsse sich die Wirtschaft insgesamt erholen. „Die Dinge sehen jedoch allmählich besser aus“, da die Unternehmen für die kommenden Monate insbesondere im verarbeitenden Gewerbe mehr Einstellungen planten, so der Ökonom. Eine weitere Folge der Pandemie sei das geringere Lohnwachstum. Die Tariflöhne lagen demnach im vergangenen Jahr unter dem Durchschnitt von 2019.

Vorsichtiger Optimismus

Derweil ist das European Labour Market Barometer im Vergleich zum Februar um 1,3 Punkte auf 100,6 Punkte gestiegen und lässt keine Verschlechterung des europäischen Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten erwarten. „Die öffentlichen Arbeitsverwaltungen in Europa erwarten, dass die Arbeitsmärkte in Europa sich stabilisieren“, sagt IAB-Forschungsbereichsleiter­ Enzo Weber. „Eine durchgreifende Erholung ist das aber noch nicht.“ Damit die Unternehmen nachhaltig mehr Stellen schafften, müsse die dritte Coronawelle schnell unter Kontrolle gebracht werden.