Konjunktur

Euro-Konjunktur schwächelt im September

Die Euro-Länder haben im September weniger exportiert, zugleich aber mehr importiert. Der Handelsbilanzüberschuss schrumpft entsprechend. Die Industrie hat zudem die Produktion stärker als erwartet zurückgefahren.

Euro-Konjunktur schwächelt im September

Euro-Konjunktur schwächelt im September

Industrie drosselt Produktion stärker als erwartet – Geringerer Handelsbilanzüberschuss

ba Frankfurt

Die Wirtschaft im Euroraum beendet das dritte Quartal eher schwach. Die Industrie schränkte die Produktion stärker ein als prognostizier,t und der Handelsbilanzüberschuss ging zurück – wenn auch weniger stark als erwartet. Es ist gut möglich, dass das europäische Statistikamt Eurostat für das Sommerquartal statt des bislang vermeldeten Rückgangs der Wirtschaftsleistung von 0,1% doch noch ein stärkeres Minus berechnet. Das nächste Update gibt es am 7. Dezember. Für den Schlussabschnitt rechnen Ökonomen derzeit allenfalls mit einer Stagnation. Die am Mittwoch vorgelegten Daten zeigen für die gesamte Europäische Union ein ähnliches Bild.

Produktionsminus stärker als erwartet

Im September fiel die saisonbereinigte Industrieproduktion im Euroraum um 1,1% niedriger aus als im Vormonat. Ökonomen hatten im Schnitt mit einem etwas geringeren Minus von 1,0% gerechnet, nachdem die Fertigung im August noch um 0,6% zugelegt hatte. Auch im Jahresvergleich lagen die Experten daneben: Statt eines Rückgangs um 6,3% gegenüber September 2022 meldete Eurostat ein Minus von 6,9%.

Gegen den Trend wurde im Euroraum allein die Produktion von Investitionsgütern im Monatsvergleich ausgeweitet – und zwar um 0,3%. Die Fertigung von Gebrauchs- und Verbrauchsgütern fiel um je 2,1%, an Vorleistungsgütern wurden 0,3% weniger hergestellt. Die Energieerzeugung ging um 1,3% zurück.

Ähnliches Bild in der EU

In der EU sank die Produktion um 0,9%, nachdem sie im August noch um 0,6% gestiegen war. Den Jahresvergleich gibt Eurostat mit −6,1% an. Dabei fiel die Produktion von Gebrauchsgütern um 2,4% niedriger aus als im Vormonat. Die Herstellung von Verbrauchsgütern ging um 1,2% zurück, die Energieerzeugung wurde um 1,0% eingeschränkt, und bei Vorleistungsgütern ergab sich ein Rückgang um 0,2%. Auch hier legte gegen den Trend allein die Produktion von Investitionsgütern zu – um 0,4%.

Die Entwicklung in den EU-Mitgliedstaaten lief weit auseinander: Die stärksten monatlichen Rückgänge meldete Eurostat für Belgien (−3,2%), Portugal (−3,0%), Estland und Irland (je −2,9%). Die höchsten Anstiege gab es in Kroatien (+4,3%), Slowenien (+4,1%) und Ungarn (+1,3%). Unter den Euro-Schwergewichten bremste Deutschland mit dem Minus von 1,6% am stärksten, gefolgt von Frankreich (−0,5%). In Italien stagnierte die Industrieproduktion, wohingegen sie in Spanien um 1,0% zulegte.

Geringerer Handelsbilanzüberschuss

Derweil sank im September der Handelsbilanzüberschuss der Eurozone wieder etwas. Laut Eurostat ergab sich ein saisonbereinigter Positivsaldo von 9,2 Mrd. Euro. Im August waren es noch 11,1 Mrd. Euro, nach 3,5 Mrd. Euro im Mai. Ökonomen hatten allerdings eine noch kräftigere Einengung auf 6,7 Mrd. Euro erwartet. Ursächlich für den geringeren Überschuss war, dass die Exporte saisonbereinigt im Monatsvergleich um 5,0% schrumpften, die Importe hingegen um 0,3% stiegen.

Üblicherweise verzeichnet der Euroraum Überschüsse im Außenhandel. Nachdem infolge des Ukraine-Kriegs die Preise im Energiesektor exorbitant gestiegen waren, kam es bis April zu teils hohen Defiziten. Die Preise für Rohöl, Erdgas und Kohle sind zwar zuletzt gesunken, liegen aber nach wie vor auf höherem Niveau als vor der Energiekrise. Das Teilbarometer für Energierohstoffe im HWWI-Rohstoffpreisindex hat sich zuletzt stabilisiert. Auch bekommt die Exportwirtschaft die globale Konjunkturschwäche zu spüren.

Die Entwicklung in den 27 EU-Ländern fiel ähnlich aus wie in den 20 Euro-Ländern: Während die saisonbereinigten Ausfuhren um 0,8% gegenüber August sanken, legten die Einfuhren um 0,5% zu. Damit ergibt sich ein Handelsbilanzüberschuss von 6,9 Mrd. Euro, nach 9,7 Mrd. Euro im August und 1,5 Mrd. Euro im Juli.

Flaute im China-Handel

Das größte Defizit mit 221,4 Mrd. Euro fuhr die EU in den ersten neun Monaten diesen Jahres im Handel mit China ein. Hauptabnehmer von Waren „Made in EU“ waren die USA – hier gibt Eurostat für die Monate Januar bis September einen Handelsbilanzüberschuss von 112,6 Mrd. Euro an. Auf Platz 2 folgt das Vereinigte Königreich mit einem Handelsbilanzsaldo von 112,3 Mrd. Euro. Der Warenhandel mit Russland ist weiter durch die westlichen Sanktionen geprägt: In den ersten neun Monaten sanken die Ausfuhren um 29,8%, bei den Einfuhren verzeichnet Eurostat einen Rückgang um 76,1%. Somit ergibt sich im Handel mit Russland ein Bilanzsaldo von −10,6 Mrd. Euro.

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