Konjunktur im Euroraum

Euro-Wirtschaft hält Wachstumskurs

Die Wirtschaft im Euroraum hat das Wachstumstempo im Sommer verdoppelt. Auch der Zuwachs der Erwerbstätigkeit fiel dynamischer aus. Die Industrie allerdings hat das dritte Quartal mit einem überraschend starken Produktionsminus beendet. Und es meldeten so viele Unternehmen Insolvenz an wie zuletzt 2018.

Euro-Wirtschaft hält Wachstumskurs

Euro-Wirtschaft hält Wachstumskurs

Erwerbstätigkeit legt zu – Produktion fällt stärker als erwartet – Mehr Insolvenzen als Gründungen

Die Wirtschaft im Euroraum hat das Wachstumstempo im Sommer verdoppelt. Auch der Zuwachs der Erwerbstätigkeit fiel dynamischer aus. Die Industrie allerdings hat das dritte Quartal mit einem überraschend starken Produktionsminus beendet. Und es meldeten so viele Unternehmen Insolvenz an wie zuletzt 2018.

ba Frankfurt

Im Sommer hat die Euro-Wirtschaft deutlich an Tempo zugelegt – vor allem, weil der Tourismus das Wachstum in Spanien und Frankreich angetrieben hat. Für die Industrie lief es derweil weniger gut: Im September drosselten die Unternehmen die Produktion kräftiger als erwartet. Im dritten Quartal hat den Daten des Statistikamts Eurostat zufolge zudem die Beschäftigung zugelegt, ebenso wie die Insolvenzen und die Gewerbeanmeldungen.

In den Sommermonaten legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4% zum Vorquartal zu. Damit bestätigte Eurostat wie von Ökonomen erwartet die Erstschätzung. Im Frühjahr war das Plus mit 0,2% halb so hoch, zu Jahresbeginn waren es allerdings noch 0,3%. Die größte Euro-Volkswirtschaft Deutschland erwies dabei erneut als Bremsklotz: Höhere Konsumausgaben verhalfen dem BIP zu einem Wachstum von 0,2%. Die Touristenströme zu den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen trieben die Nummer zwei an – Frankreichs BIP legte 0,4% zu. Spanien hielt mit 0,8% das Wachstumstempo vom Frühling und übertrumpfte damit die 0,7% der weltweit größten Volkswirtschaft, den USA. Italien war mit einer Stagnation das Schlusslicht unter den großen Volkswirtschaften.

Mehr Dynamik bei den Erwerbstätigen

Die Zahl der Erwerbstätigen kletterte im Sommer um 0,2% im Quartalsvergleich. Im zweiten Quartal hatte sie noch um 0,1% zugelegt. Zum Vorjahr ergibt sich ein Plus von 1,0%.

Für das Gesamtjahr erwartet der Sachverständigenrat Wirtschaft in seinem eben vorgelegten Jahresgutachten ein BIP-Wachstum von 0,7% im Euroraum in 2024, kommendes Jahr sollen es dann 1,3% werden. Die geldpolitischen Lockerungsschritte der EZB – bislang drei und der vierte dürfte im Dezember folgen –, werden wegen der verzögerten Wirkung erst im Verlauf des kommenden Jahres positive Impulse bringen, auch für die Investitionen.

Schwaches Quartalsende für die Industrie

Zum Wachstum dürfte dann auch die expandierende Weltwirtschaft und eine damit einhergehende stärkere Auslandsnachfrage beitragen, erwarten die Wirtschaftsweisen. Das würde der Industrie auf die Sprünge helfen, die im September die Produktion mit 2,0% stärker als erwartet gesenkt hat. Ökonomen hatten einen Rückgang um 1,4% im Monatsvergleich prognostiziert. Zudem hatte der Output im August weniger kräftig zugelegt wie zunächst gemeldet: Die Luxemburger Statistiker revidierten den Zuwachs von 1,8 auf 1,5% nach unten. Wie schon seit geraumer Zeit verzerren die irischen Daten das Gesamtergebnis: Hier fiel der Output um 10,7%. Das Statistikamt CSO überprüft derzeit die Methode für die Saisonbereinigung.

Mehr Insolvenzen als Gründungen

Im dritten Quartal gaben in den 27 EU-Ländern mehr Unternehmen auf, als gegründet wurden: So stieg die Zahl der Insolvenzanmeldungen im Vergleich zum zweiten Quartal um 2,7%, wohingegen die Gewerbeanmeldungen um 2,2% zulegten. Die Entwicklung war dabei laut Eurostat jeweils breit basiert. Die Zahl der Insolvenzanmeldungen war dabei so hoch wie seit 2018 nicht mehr. Den stärksten Insolvenzanstieg verzeichneten die Branchen Transport (28,8%), Information und Kommunikation (15,3%) sowie Beherbergung und Gastronomie (9,8%). In den Branchen Bildung und soziale Dienstleistungen (–16,3%) und Finanzdienstleistungen (–6,8%) kam es hingegen zu weniger Insolvenzen als im zweiten Quartal. Zusammenhänge mit den Gewerbeanmeldungen lassen sich nicht erkennen: Die höchsten Zuwächse gab es im Transportsektor (3,9%), im Baugewerbe (3,7 %) und im Finanzsektor (2,7%). Rückgänge meldet Eurostat nur im Informations- und Kommunikationssektor (–0,8%), in der Industrie (–0,5%) und im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe (–0,2%).