Konjunktur

Euro-Wirtschaft ist allerbester Laune

Die Euro-Wirtschaft ist im ersten Quartal wohl erneut geschrumpft. Die Aussichten hellen sich aber immer mehr auf. Neue Daten sprechen für eine kräftige Erholung im zweiten Quartal.

Euro-Wirtschaft ist allerbester Laune

ms Frankfurt

Die Stimmung in der Euro-Wirtschaft hat sich im April ungewöhnlich stark verbessert – und auch viel deutlicher als erwartet. Das befeuert die Hoffnung auf ein Ende der coronabedingten Rezession und auf eine kräftige Erholung der Euro-Konjunktur im laufenden Quartal. Zwar nahm zugleich das Wachstum der Kreditvergabe und der Geldmengen etwas ab. Aber auch diese Daten stützen die Aufschwungshoffnung. Das dürfte die Debatte über weitere Hilfen der Geld- und Fiskalpolitik in Euroland vorerst etwas dämpfen.

Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU-Kommission stieg im April zum Vormonat um 9,4 Punkte auf 110,3 Zähler, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten mit einem viel schwächeren Zuwachs auf 102,2 Punkte gerechnet. Der ESI notiere deutlich über seinem langfristigen Durchschnitt und ebenfalls höher als vor Ausbruch der Pandemie, so die EU-Kommission. Die Stimmung hellte sich in allen betrachteten Bereichen auf – vor allem aber bei Dienstleistern und im Einzelhandel, die von den Coronabeschränkungen hart getroffen sind.

„Die Wirtschaftsstimmung geht durch die Decke. Wir können jetzt die Covid-19-Rezession für beendet erklären“, sagte Peter Vanden Houte, leitender Volkswirt bei der ING Bank. Im Winterhalbjahr war die Euro-Wirtschaft geschrumpft. „Die Erholung, die bereits im März begann und sich im April trotz weiterer Einschränkungen zur Eindämmung der Ausbreitung ansteckender Sars-CoV-2-Mutationen fortgesetzt hat, dürfte mit der Lockerung der Sperrungen im Mai an Dynamik gewinnen“, sagte auch Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Allein binnen zwei Monaten hat der ESI nun um 16,9 Punkte zugelegt.

Derweil verlor zwar das starke Wachstum bei den Firmenkrediten im März etwas an Schwung – die Wachstumsrate ging von zuvor 7,0% auf 5,3% zurück, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte. Zum Teil waren dafür aber Basiseffekte verantwortlich. Zu Pandemiebeginn vor einem Jahr war die Kreditvergabe außergewöhnlich hoch. Die Rate spricht zudem immer noch für eine ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit Krediten.

Debatte über Inflation

Das Wachstum der Geldmengen M3 und M1 gab im März etwas nach. Bei der enger gefassten Geldmenge M1, die als guter Konjunkturindikator gilt, ging das Plus beispielsweise von 16,4% auf 13,6% zurück. Aber auch da wirkten Basiseffekte. Die Liquiditätsausstattung von Haushalten und Firmen ist zudem immer noch sehr hoch. Das Geld könnten sie nach Lockerungen ausgeben.

Das Geldmengenwachstum schürt auch Sorgen vor einem stärkeren Anstieg der Inflation. Laut ESI legten die Preiserwartungen in allen Sektoren den zweiten Monat in Folge zu. Die EZB sieht den jüngsten Anstieg der Teuerung aber als temporär an.