ExklusivKonjunkturtableau Euroraum

Experten erwarten weitere Erholung

Das Konjunkturtableau von Börsen-Zeitung und ZEW zeigt, dass sich die Wirtschaft im Euroraum langsam erholt und die Inflation kommendes Jahr nahe des EZB-Ziels landen düfte. Für Deutschland ist in diesem Jahr aber mehr als eine Stagnation nicht drin und auch 2025 sieht es trüber als zuletzt aus.

Experten erwarten weitere Erholung

Ökonomen erwarten weitere Erholung

Nur geringe Prognoserevisionen im Konjunkturtableau − Weitere Fortschritte bei der Inflation erwartet

Das Konjunkturtableau von Börsen-Zeitung und ZEW zeigt, dass sich die Wirtschaft im Euroraum langsam erholt und die Inflation kommendes Jahr nahe dem EZB-Ziel landen dürfte. Für Deutschland ist in diesem Jahr aber mehr als eine Stagnation nicht drin, und auch 2025 sieht es trüber als zuletzt aus.

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Während die Inflation im Euroraum erstmals seit mehr als drei Jahren unter dem EZB-Ziel von 2% liegt, dürfte sich die Konjunkturschwäche langsam auflösen. Deutschland kommt dabei aber aus seiner Rolle als Bremsklotz nicht heraus. Dies zeigt sich auch im aktuellen Konjunkturtableau von Börsen-Zeitung und ZEW. Wegen der starken Exportorientierung belastet der schwächelnde Welthandel die hiesige Wirtschaft stärker als die Nachbarländer des gemeinsamen Währungsraums. Die südlichen Euroländer hingegen profitieren von den dort gut laufenden Dienstleistungssektoren. Die Hoffnung ruht daher auf der nächsten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit ziemlicher Sicherheit an diesem Donnerstag folgen dürfte.

„Geldpolitik erfolgreich“

Dass die Inflationsrate in der Eurozone mit 1,8% zum ersten Mal seit Juni 2021 unter dem Inflationsziel der EZB liegt, „kann als Erfolg der Geldpolitik der vergangenen drei Jahre gewertet werden“, kommentiert Alexander Glas vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Passend zu dieser Entwicklung habe die EZB im September die Zinsen gesenkt und eine weitere Senkung für Oktober in Aussicht gestellt. „Dies spiegelt sich auch in den Erwartungen der Experten an die kurzfristigen Zinsen im Konjunkturtableau wider.“ So sind die Erwartungen an die kurzfristigen Zinsen in drei Monaten um 0,2 Prozentpunkte auf 3,4 Punkte gefallen. Die Spannweite der Voraussagen in Höhe von 0,6 Prozentpunkten zeige, dass „zumindest auf kurze Sicht eine relativ hohe Einigkeit unter den Experten herrscht“. Etwas anders sieht es bei den Erwartungen an die kurzfristigen Zinsen in zwölf Monaten aus − diese sind um 0,3 Prozentpunkte auf 2,5 Punkte bei einer Spannweite in Höhe von 2,3 Prozentpunkten zurückgenommen worden.

Inflationserwartungen kaum verändert

Im Gegensatz zu den geldpolitischen Erwartungen haben sich die Inflationserwartungen der Experten kaum verändert. Auf Sicht des gesamten Jahres 2024 erwarten sie weiter eine Teuerungsrate von 2,4% im Euroraum. Für Deutschland wird eine Inflationsrate von 2,3% prognostiziert, das sind 0,1 Prozentpunkte weniger als im September. 2025 dürften die Inflationsraten jeweils bei 2,1% liegen, wobei auch hier die Prognose für Deutschland um 0,1 Prozentpunkte niedriger ausfiel als zuletzt.

Obwohl das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum mit 0,2% um 0,1 Prozentpunkte geringer gewachsen ist als zunächst gemeldet, steht die Medianprognose der Experten unverändert bei +0,8% für das laufende Jahr. Da die Spannweite der individuellen Wachstumserwartungen zudem auf 0,3 Prozentpunkte gesunken ist, sind sich die Experten auch hier sehr einig, wie Glas erläutert. Für das Jahr 2025 wurde die Voraussage für das BIP-Wachstum auf 1,3% von zuvor 1,4% herunterrevidiert. „In der Gesamtbetrachtung deuten die Wachstumserwartungen zunehmend auf eine langsame, aber stetige wirtschaftliche Erholung in der Eurozone hin“, resümiert Glas.

Bremsklotz Deutschland

Pessimistisch fällt der Blick der Experten auf die größte Euro-Volkswirtschaft aus: Die Wachstumserwartungen für das Jahr 2024 sinken um 0,1 Prozentpunkte auf einen Wert von 0,0%. Die deutsche Wirtschaft dürfte also de facto stagnieren. Zudem trübt sich auch der Ausblick für das kommende Jahr spürbar ein: Die Voraussagen für 2025 wurden um 0,2 Prozentpunkte auf 0,8% gekappt.

Wirtschaftsministerium: Schwächephase hält im zweiten Halbjahr an

„Die deutsche Wirtschaft dürfte sich nach vorliegenden Indikatoren im dritten Quartal noch nicht aus ihrer Schwächephase gelöst haben“, urteilt auch das Bundeswirtschaftsministerium. Vielmehr scheine „ein erneuter, leichter Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nicht ausgeschlossen“. Auch für den Schlussabschnitt wird keine Besserung erwartet. Neben der weiter schwachen Industrieproduktion habe sich zuletzt auch die Stimmung in den Dienstleistungsbereichen, die zuvor das Wachstum gestützt haben, spürbar eingetrübt, so das Urteil.

ba Frankfurt
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