Exporteure lassen Corona hinter sich
ast Frankfurt
Die deutschen Exporteure können versöhnt auf das Jahr 2021 zurückblicken. Der Einbruch durch die Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020 konnte mehr als wettgemacht werden. Auch die Importe erreichten einen Bestwert. Das geht aus den aktuellen Daten hervor, die das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch veröffentlichte. Besonders die Nachfrage aus den USA zog an: Die Exporte in die weltgrößte Volkswirtschaft wuchsen um 18,0% auf 122,1 Mrd. Euro. Die USA blieben damit größter deutscher Exportkunde, gefolgt von China.
Wie die Wiesbadener Statistiker am Mittwoch erklärten, wuchsen die Ausfuhren im Gesamtjahr um 14,0% auf den Rekordwert von 1375,4 Mrd. Euro. Die Importe legten 2021 sogar um 17,1% zu und erreichten mit 1202,2 Mrd. Euro ebenfalls eine neue Bestmarke. Der im Ausland viel kritisierte deutsche Exportüberschuss summierte sich auf 173,3 Mrd. Euro, womit er das fünfte Jahr in Folge sank. Allerdings warnen Ökonomen und Wirtschaftsverbände vor verfrühter Euphorie: Die hohen Energiepreise und die sich zuspitzende Ukraine-Krise bergen neue Risiken für 2022.
Ökonomen bewerten die Handelsdaten für das vergangene Jahr ebenfalls positiv und blicken optimistisch auf die kommenden Monate. „Kommt der Materialfluss erst einmal in Gang, wird ein noch kräftiges Exportwachstum auf der Agenda stehen“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. „Die Auftragsbücher sind voll. Das für dieses Jahr zu erwartende hohe gesamtwirtschaftliche Wachstum sollte sich auch aus einem kräftigen Exportwachstum speisen.“
Allerdings kommen auf die deutschen Händler neue Herausforderungen zu. So sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang: „Das Rekordjahr im Export sollte uns nicht auf die falsche Fährte führen.“ Störungen in den globalen Lieferketten und die hohen Logistikkosten belasteten nach wie vor den Außenhandel und die Produktion. „Für 2022 bleiben die Unsicherheiten im internationalen Geschäft für die deutschen Unternehmen überaus groß“, sagte auch Volker Treier, Außenwirtschaftschef beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
Hinzu kommt der geopolitische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Seit Wochen zieht Russland Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammen. Gespräche mit führenden europäischen Politikern für eine diplomatische Lösung der Krise – zuletzt zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron – blieben bislang ohne sichtbaren Erfolg. Deutschland importiere aus Russland entscheidende Rohstoffe, allen voran Gas, Öl und Metalle, mahnte Gitzel. „Ohne diese Rohstoffe funktioniert die deutsche Exportmaschinerie nur eingeschränkt“, so der Ökonom. „Ob es für Deutschland ein gutes Exportjahr 2022 wird, hängt also auch davon ab, wie es im Osten der Ukraine weitergeht.“
Auch die steigenden Energiepreise und die anziehende Inflation gelten als Risiko. „Wenn die Energiepreise auf dem Weltmarkt nicht bald wieder etwas nachgeben, droht in den kommenden Monaten ein weiterer Teuerungsschub“, warnte der Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. „Der könnte deutsche Haushalte und deutsche Unternehmen belasten und damit auch die Erholung dämpfen.“