Geldpolitik

EZB-Rat aufgeschlossener gegenüber früher Zinssenkung

Im EZB-Rat gehen die Meinungen auseinander, wann der Zeitpunkt für eine erste Zinssenkung anstehen könnte. Die Zahl derjenigen, die sich eine Lockerung bereits im April vorstellen könnte, nimmt jedoch zu.

EZB-Rat aufgeschlossener gegenüber früher Zinssenkung

EZB-Rat aufgeschlossener
gegenüber früher Zinssenkung

Jedoch kein Konsens unter den Notenbankern

mpi Frankfurt

Die Zahl der Ratsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB), die sich eine erste Zinssenkung im April vorstellen können, nimmt zu. „Was das genaue Datum angeht, ist nichts ausgeschlossen, und bei unseren nächsten Sitzungen wird alles offen sein“, sagte der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau der Zeitung „La Tribune Dimanche“.

Auch der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir zeigt sich inzwischen einer Zinssenkung im April offen. „Ich bin zuversichtlich, dass der genaue Zeitpunkt, ob im April oder im Juni, für die Auswirkungen der Entscheidung zweitrangig ist“, teilte er mit. „Das Letztere scheint wahrscheinlicher zu sein, aber ich werde keine voreiligen Schlüsse über den Zeitpunkt ziehen“, schrieb er auf der Webseite der Notenbank. Kazimir zählt zum Lager der Falken, also den Verfechtern einer eher restriktiven Geldpolitik.

Inflationsprognose der EZB könnte nach unten korrigiert werden

Deutlich im Lager der Tauben, also den Verfechtern eines eher lockeren Kurses, ist der portugiesische Notenbankchef Mário Centeno verortet. Er bekräftigte am Montag seine Ansicht, dass die EZB lieber früher als später die Zinsen lockern sollte. Es gebe „viele Anzeichen dafür, dass die Inflation nachhaltig sinkt“, sagte er zu Reuters.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos zeigte sich ebenfalls zuversichtlich, dass die Teuerung weiter nachgeben wird. Auf einer Veranstaltung in Madrid teilte er mit, dass die Inflation stärker nachlassen könnte als aktuell von der Notenbank prognostiziert. Einen möglichen Zeitpunkt für eine erste Zinssenkung nannte er jedoch nicht. Er wiederholte lediglich die offizielle Position der EZB, dass die Notenbank erst lockere, „wenn wir sicher sind, dass die Inflation unser 2-Prozent-Ziel erreicht“.

Für den niederländischen Notenbankchef Klaas Knot ist es für diese Gewissheit noch viel zu früh. Er verwies am Sonntag erneut auf die Bedeutung der Daten zur Entwicklung von Löhnen und Gehältern für den Inflationsausblick. Da diese Daten für das erste Quartal jedoch erst bis zur Juni-Sitzung vollständig vorliegen, wäre damit eine Zinssenkung bis dahin unwahrscheinlich.

Auch unter Ökonomen gibt es unterschiedliche Ansichten, wie der richtige EZB-Kurs aussieht. Die Standpunkte beider Lager verdeutlicht eine Umfrage der Börsen-Zeitung unter ausgewählten Volkswirten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.