Geldpolitik

EZB-Räte mahnen zur Vorsicht

Eine Zinssenkung der EZB im Oktober liegt zwar im Bereich des Möglichen, es verdichten sich aber die Anzeichen, dass die Notenbank erst im Dezember die Geldpolitik wieder lockern dürfte.

EZB-Räte mahnen zur Vorsicht

EZB-Räte mahnen zur Vorsicht

Frankreichs Notenbankchef wirbt für „graduellen“ geldpolitischen Kurs

mpi Frankfurt

Am Tag nach dem Zinsentscheid der EZB dominieren in der Notenbank die Stimmen, die öffentlich für einen vorsichtigen geldpolitischen Kurs werben. Gleichzeitig betonen die Währungshüter jedoch auch die Erfolge der bei Bekämpfung der zu hohen Inflation. Dennoch bleibt unter dem Strich der Eindruck, dass eine Zinssenkung im Oktober nach derzeitigem Stand recht unwahrscheinlich ist.

„Wir sollten den Grad der Restriktion unserer Geldpolitik weiterhin schrittweise und in angemessener Weise reduzieren“, sagte etwa der Gouverneur der französischen Zentralbank, François Villeroy de Galhau. „Aber das Tempo muss sehr pragmatisch sein: Wir legen uns nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest und behalten uns alle Optionen für unsere nächsten Sitzungen vor.“

Zudem rief Villeroy de Galhau in Erinnerung, dass sich die Europäische Zentralbank ausschließlich auf ihr Mandat der Preisstabilität konzentrieren müsse. „Im Gegensatz zu den USA haben wir kein duales Mandat – Preise/Beschäftigung – sondern wir haben eindeutig ein symmetrisches Mandat um unser 2%-Ziel herum. Wir müssen auf das Risiko einer Unterschreitung unseres Ziels ebenso achten wie auf das Risiko einer Überschreitung.“

„Sehr ordentliches Inflationsbild“

Bundesbankpräsident Joachim Nagel äußerte sich im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ nicht explizit zum künftigen Tempo der Zinswende. Er zeigte sich jedoch zufrieden mit dem bisherigen Kurs der EZB. „Das Inflationsbild sieht sehr ordentlich aus“, führte er aus. Nagel ist zuversichtlich, dass es der EZB gelingt, das Inflationsziel in der zweiten Jahreshälfte 2025 zu erreichen. Das entspricht den Projektionen der EZB.

Die Notenbankchefs aus Litauen, Estland und Slowenien betonten die hohe Inflation bei Dienstleistungen, die zur Vorsicht mahne. Die EZB brauche daher „strategische Geduld“ bei ihrem weiteren geldpolitischen Kurs, sagte der litauische Notenbankpräsident Gediminas Simkus. Die Inflation „beruhigt sich“ und „ihr Verlauf deutet darauf hin, dass weitere Zinssenkungen erfolgen müssen“, führte er im Gespräch mit „Radio LRT“ aus. „Die Zinssätze werden weiter sinken, aber die Geschwindigkeit der Senkungen wird von den Daten abhängen.“

Märkte reduzieren Oktober-Wetten

Der lettische Notenbankpräsident Martin Kazaks schließt eine Zinssenkung bereits im Oktober nicht aus, hält sie aber für eher unwahrscheinlich. „Aber wenn es eine unerwartete Krise gibt, die Wirtschaft sich deutlich schwächer entwickelt als derzeit erwartet und die Inflation ebenfalls deutlich zurückgeht, dann könnten wir natürlich auch eine Zinssenkung in Betracht ziehen“, sagte er.

Viele Finanzmarktteilnehmer rechnen nach der gestrigen Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und den darauffolgenden Äußerungen ihrer EZB-Ratskollegen nicht mehr mit einer Zinssenkung bereits auf der Sitzung im Oktober. War dieser Schritt vor einer Woche am Geldmarkt noch zu rund 40% eingepreist, ist dies inzwischen nur noch zu 20% der Fall.

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