Geldpolitik

EZB verkündet nächste Zinssenkung

Die EZB senkt abermals den Leitzins um 25 Basispunkte. Ihre Inflationsprognose hebt sie zudem leicht an, dabei sind dort die jüngsten Inflationsrisiken noch gar nicht berücksichtigt.

EZB verkündet nächste Zinssenkung

Die Europäische Zentralbank beschließt eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte und bezeichnet ihre Geldpolitik weiterhin als restriktiv. Allerdings schwächte sie die entsprechende Passage in der Stellungnahme zum Zinsentscheid ab. Dort heißt es jetzt: „Die Geldpolitik wird spürbar weniger restriktiv“. Der für die Geldpolitik entscheidende Einlagensatz befindet sich nach der am Donnerstag beschlossenen Lockerung ab dem 12. März bei 2,5%. Das ist ein Niveau, das eine kleine Gruppe an EZB-Ratsmitgliedern als möglicherweise neutral betrachtet.

Das neutrale Niveau, das die Wirtschaft weder ankurbelt noch abbremst, lässt sich nicht messen, sondern nur schätzen. Dabei schwanken die Schätzungen erheblich je nach Methode und Höhe der Variablen im Modell, die sich teilweise ebenfalls nicht exakt berechnen lassen. Während eine Gruppe um die EZB-Direktorin Isabel Schnabel den neutralen Zins bei deutlich über 2% verortet, sieht in die Mehrheit der Notenbanker bei rund 2%.

Dementsprechend könnte es in den kommenden Wochen und Monaten Differenzen im EZB-Rat gehen, wie weit die Notenbank mit weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr noch gehen sollte. Auf einen bestimmten Kurs möchte sich die EZB nicht festlegen. „Insbesondere in der gegenwärtigen Situation, die von wachsender Unsicherheit geprägt ist, wird die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen.“

Märkte erwarten weitere Zinssenkungen

„In diesem Spannungsfeld der unterschiedlichen Beurteilungen stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Wir erwarten, dass der Einlagenzinssatz bis zum Sommer auf 2% fällt“, sagt Volker Schmidt, Portfoliomanager bei Ethenea. Das liegt im Einklang mit den Markterwartungen. Seit dem Beginn der Zinswende im Juni 2024 hat die EZB bislang sechs Zinssenkungen beschlossen.

Einigkeit herrscht im EZB-Rat, dass man auf einem guten Weg sei, das Inflationsziels von 2% zu erreichen. Im Februar ist die Inflation von 2,5 auf 2,4% gefallen, was allerdings ein kleinerer Rückgang ist, als Ökonomen erwartet hatten.

EZB präsentiert neue Projektionen

Neben dem Zinsentscheid legte die EZB auch neue Projektionen ihrer Ökonomen zu Inflation und Wirtschaftswachstum vor. Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,3%. Bei der vorherigen Prognose im Dezember lag die Vorhersage bei 2,1%. Für 2026 gehen die Ökonomen weiter von 1,9% aus und von 2,0% im Jahr 2027 (bisher 2,1%).

Bei der Projektion des realen BIP-Wachstums der Eurozone ist die Notenbank abermals etwas pessimistischer als zuvor. Statt mit 1,1% rechnet sie nun im laufenden Jahr mit einer Zunahme um 0,9%. Für 2026 korrigiert sie die Prognose von 1,4% auf 1,2% und für 2027 bleibt es bei 1,3%.

Die Projektionen der EZB berücksichtigen allerdings einen möglichen Zollkrieg zwischen den USA und Europa nicht. Dieser hätte potenziell große Auswirkungen auf Inflation und Wirtschaftswachstum im Euroraum. Zudem haben die diese Woche bekannt gewordenen Pläne der mutmaßlich künftigen Bundesregierung zur Reform der Schuldenbremse sowie einem Sondervermögen für Infrastruktur den Euro gegenüber dem Dollar aufwerten lassen. Analysten erwartet einen dauerhaften Wechselkurseffekt. Auch dieser ist in den Projektionen noch nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wie mögliche inflationstreibende Effekte durch die höheren staatlichen Ausgaben.