EZB-Vize de Guindos gegen Erhöhung der Mindestreserve
EZB-Vize de Guindos gegen Erhöhung der Mindestreserve
mpi Frankfurt
In der Diskussion um eine mögliche Anhebung der Mindestreserve von Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich EZB-Vizepräsident Luis de Guindos gegen eine Änderung ausgesprochen. „Die Geldpolitik sollte nicht von der Finanzlage der Banken oder den Gewinnen der Zentralbanken bestimmt werden“, sagte de Guindos in einem Interview, das in den belgischen Zeitungen „De Standaard“ und „La Libre Belgique“ veröffentlicht wurde.
Aktuell liegt die Mindestreserve, die nicht mehr verzinst wird von der EZB, bei 1% der Kundeneinlagen. Österreichs Notenbankpräsident Robert Holzmann brachte als erstes Ratsmitglied in der Öffentlichkeit eine Erhöhung der Mindestreserve ins Spiel. Dadurch würde die hohe Überschussliquidität der Banken sinken, was den Inflationsdruck senken und die Zinskosten der EZB und der nationalen Notenbanken reduzieren würde. Die Geschäftsbanken im Euroraum sehen darin dagegen einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der internationalen Konkurrenz.
Bundesbankpräsident Nagel für höhere Mindestreserve
Während Holzmann von einer Erhöhung auf 5 bis 10% sprach, können sich andere Ratsmitglieder eine moderate Anhebung vorstellen. Zu ihnen zählt Bundesbankpräsident Joachim Nagel, der sich für eine Mindestreservequote von 2% ausgesprochen hat.
Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch hatte sich hingegen im Interview mit der Börsen-Zeitung gegen eine höhere Mindestreserve ausgesprochen. „Ich sehe keine starken Argumente für einen höheren Mindestreservesatz", sagte er. Um die Überschussliquidität im Euroraum zu reduzieren, solle die EZB stattdessen lieber ihre Bilanzsumme schneller senken.
Auf der kommenden Zinssitzung Mitte Dezember dürfte eine mögliche Anhebung der Mindestreserve noch kein Thema sein.