Geldpolitik

EZB-Vizepräsident de Guindos räumt hohe Unsicherheit ein

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos betont seine Zuversicht, dass die Inflation 2025 auf den Zielwert der Notenbank fällt. Gleichzeitig räumt er jedoch ein, dass die Unsicherheit bezüglich Prognosen derzeit allgemein hoch sei.

EZB-Vizepräsident de Guindos räumt hohe Unsicherheit ein

EZB-Vizepräsident räumt hohe Unsicherheit beim Ausblick ein

De Guindos erwartet „komplizierte“ Monate bis Jahresende

mpi Frankfurt

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos zeigt sich optimistisch, dass die Inflation in der Eurozone im zweiten Halbjahr 2025 auf den Zielwert von 2% fällt. Gleichzeitig räumte er jedoch ein, dass die Unsicherheit beim Inflationsausblick insgesamt hoch ist. Deshalb dämpfte er die Hoffnungen auf eine baldige zweite Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). „Wenn man in einem dunklen Raum ist, muss man sich sehr vorsichtig und langsam bewegen“, sagte der Spanier am Mittwoch auf einer Veranstaltung des Finanznachrichtendiensts Market News.

Den Fokus beim Disinflationsprozess richtete de Guindos auf die Teuerung im Dienstleistungsbereich. Eine höher als erwartete Inflation in diesem Bereich sei „das größte Risiko“ für die Preisstabilität. Die EZB geht weiter davon aus, dass sich das Lohnwachstum in diesem Jahr verlangsamt. Außerdem prognostiziert die Notenbank einen begrenzenden Spielraum für weitere Preiserhöhungen der Unternehmen und deshalb sinkende Profitmargen. Sollten diesen Szenarien nicht eintreffen, dürfte die Inflation längere Zeit höher ausfallen als von der EZB vermutet.

Viele Risiken

Weitere Risiken für die Inflationsprognose sind externe Schocks. Solche träten immer öfter auf, stellte de Guindos heraus. Mit der deflationär wirkenden Pandemie und dem inflationär wirkenden Krieg in der Ukraine gab es in den vergangenen Jahren gleich zwei große Schocks, die sich deutlich auf die Preisentwicklung ausgewirkt haben.

Einen weiteren Unsicherheitsfaktor macht de Guindos bei der Fiskalpolitik aus. Schwierig vorherzusagen sei, wie sich das Ergebnis der Europawahl auf die Haushaltsausgaben der Europäischen Union auswirkt. Zudem verwies er auf die Präsidentschaftswahlen in den USA im November und deren mögliche Folgen auf die dortige Fiskalpolitik. Die Staatsausgaben in den USA hätten das Potenzial, die Wirtschaftsdaten in der Eurozone zu beeinflussen, anhand derer die EZB ihre Geldpolitik steuert.

Allen Unsicherheiten zum Trotz sieht er die EZB auf einem guten Weg. Die kommenden Monate werden jedoch „kompliziert“ werden, meinte er mit Blick auf die Entwicklung der Inflation. Statistische Basiseffekte dürften dafür sorgen, dass sich die Teuerung „holprig“ entwickle. Ähnlich unrund könnte es bei der Produktivität der Unternehmen in der Eurozone aussehen, die im Vergleich zu den USA niedrig sei. „Wir sollten einen Blick darauf werfen, warum die Produktivität so niedrig ist“, sagte de Guindos.

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