US-Geldpolitik

Fed beginnt Tapering im November

Die US-Notenbank rechnet mit weiterhin starkem Wirtschaftswachstum und wird noch diesen Monat beginnen, ihre Anleihekäufe zurückzufahren (Tapering). Geplant ist, das Tapering bis Mitte 2022 abzuschließen.

Fed beginnt Tapering im November

det Washington

Die US-Notenbank wird noch diesen Monat beginnen, ihre Anleihekäufe zu reduzieren (Tapering). Damit läutet die Fed das Ende der ultralockeren Geldpolitik ein, die sie seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie verfolgt. Der Schritt, den Notenbankchef Jerome Powell gestern nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) verkündete, kam durchaus erwartet. Schließlich hatte Powell während der vergangenen Monate mehrfach angedeutet, dass der konjunkturelle Aufschwung einen solchen Kursschwenk rechtfertigen würde. Bereits nach der FOMC-Sitzung im September hatte er gesagt, „wenn die Fortschritte andauern, könnte es bald angemessen sein, den Umfang der Käufe zurückzufahren“.

Experten hatten aufgrund der Signale, die von der Fed ausgegangen waren, damit gerechnet, dass das Tapering entweder im November oder spätestens im Dezember beginnen würde. Geplant ist laut Powell nun, die Käufe von derzeit 120 Mrd. Dollar im Monat um 15 Mrd. Dollar monatlich abzubauen. Davon sollen 10 Mrd. Dollar auf Staatsanleihen entfallen, von denen bis jetzt 80 Mrd. pro Monat erworben wurden. Zudem werden die Käufe von hypothekenbesicherten Wertpapieren um monatlich 5 Mrd. Dollar reduziert. Powell betonte allerdings, dass die Fed flexibel bleiben wird und sich vorbehält, bei entsprechenden Änderungen im konjunkturellen Umfeld die Umfänge anzupassen.

Abschluss bis Mitte 2022

Damit wären die Währungshüter auf Kurs, bis Mitte kommenden Jahres das Tapering abgeschlossen zu haben. Auch dieser Zeitplan stimmt mit den Markterwartungen überein. Von Zinserhöhungen war in der Abschlusserklärung des Lenkungsgremiums zwar keine Rede. Zuvor hatte Powell allerdings betont, dass Tapering und Anhebungen des Leitzinses entkoppelt werden und die Fed erst dann wieder an der Zinsschraube drehen werde, wenn die Anleihekäufe beendet seien. Die meisten Experten erwarten nun, dass der Leitzins im Sommer kommenden Jahres wieder angehoben wird und dann weitere Erhöhungen im Jahr 2023 anstehen werden.

Powell unterstrich nach der zweitägigen Sitzung des FOMC – der vorletzten in diesem Jahr – das weiter robuste Wachstum und die Erholung am Arbeitsmarkt. Dort habe sich die vorübergehende Schwäche auf Sektoren konzentriert, die stark von der Pandemie betroffen waren. Einen Dämpfer habe die Konjunktur für einige Zeit als Folge des vorübergehenden Anstiegs der Neuinfektionen mit dem Coronavirus erhalten. Auch wurde hervorgehoben, dass sich die Teuerungsrate seit geraumer Zeit recht deutlich oberhalb des Inflationsziels der Währungshüter bewegt, das die Fed auf 2% festgesetzt hat.

Neue Sprachregelung

Gleichwohl modifizierte das FOMC die bisherige Sprachregelung, wonach der aktuell hohe Preisdruck nur vorübergehend sein werde. Nun sagte Powell, dass „jene Faktoren, die zu der höheren Inflation beitragen, temporär sein werden“. Insbesondere rechnet der Fed-Chef damit, dass sich die Störungen in den globalen Lieferketten und die daraus resultierenden Versorgungsengpässe allmählich auflösen werden und dies die Teuerungsrate wieder nach unten drückt.

Das FOMC schätzt ungeachtet der Risiken die weitere konjunkturelle Entwicklung überaus positiv ein und glaubt nicht, dass eine allmähliche Straffung der Geldpolitik ein Risiko für die Erholung darstellt. „Wir rechnen weiter mit kräftigem Wirtschaftswachstum“, sagte Powell. Der Fed-Vorsitzende bekräftigte ferner, dass zu der hohen Inflation neben der Öffnung der Wirtschaft vor allem Ungleichgewichte beim Angebot und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage beigetragen hätten, die ausschließlich eine Folge der Pandemie waren. Weitere Fortschritte bei den Impfaktionen, gepaart mit der Erholung der globalen Lieferketten, „werden die wirtschaftliche Tätigkeit beleben, den Arbeitsmarkt stützen und sowohl zur fortgesetzten Erholung als auch dazu beitragen, dass der Inflationsdruck nachlässt“.

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