US-Notenbank

Fed erhöht Leitzins erneut um 75 Basispunkte

Die US-Notenbank Federal Reserve setzt ihre Zinswende angesichts der hohen Inflation fort und hebt den Leitzins abermals deutlich an. Die Aussicht auf ein künftig niedrigeres Tempo bei den Zinserhöhungen gab den US-Börsen Aufwind.

Fed erhöht Leitzins erneut um 75 Basispunkte

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) strafft angesichts der hohen Inflation im Land weiter die Geldpolitik. Wie die Fed am Mittwochabend deutscher Zeit bekanntgab, erhöht sie den Leitzins abermals um 75 Basispunkte auf ein Zielband von nun 2,25% bis 2,50%. Die Entscheidung fiel einstimmig. Zudem gab die Notenbank zu Protokoll, dass weitere Zinserhöhungen auf den nächsten Sitzungen wohl angebracht seien. Die Höhe hänge von den kommenden Konjunkturdaten ab, sagte Notenbankchef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung. Powell bekräftigte, dass ein Zinsniveau von 3 bis 3,5% bis Jahresende weiterhin das angestrebte „moderat restriktive Niveau“ der Geldpolitik sei. Wahrscheinlich sei es dann angesichts der Konjunkturrisiken angemessen, das Tempo der Erhöhungen zu reduzieren, es sei aber essenziell, die Inflation mittelfristig wieder auf 2% zu drücken.

Erst im Juni hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Es war der größte Zinsschritt seit 1994. Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Insgesamt ist es die vierte Leitzinserhöhung in diesem Jahr und seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie.

Die Fed versucht mit der Zinswende die außerordentlich hohe Teuerungsrate bei den Verbraucherpreisen, die zuletzt im Juni gegenüber dem Vorjahr bei 9,1% lag, in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass die Zinswende die Konjunktur in eine Krise stürzt. „Mit der Erhöhung der Leitzinsen um 75 Basispunkte hat die Fed einen marktkonformen Schritt gemacht, der einerseits ihre Stabilitätsverpflichtung verdeutlicht und andererseits größere Konjunkturrisiken vermeidet“, sagte Friedrich Heinemann, Ökonom beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Die in dieser Woche veröffentlichten Konjunkturdaten machen Mut, dass die US-Wirtschaft mit den höheren Zinsen und den damit gestiegenen Finanzierungskosten besser klarkommt, als von vielen Ökonomen erwartet. So gab das Handelsministerium am Mittwoch bekannt, dass die Betriebe im Juni gegenüber dem Vormonat 1,9% mehr Bestellungen für langlebige Güter wie Flugzeuge und Maschinen erhalten haben. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Minus von 0,5% gerechnet. Zudem lieferte der Index der Federal Reserve Bank von Dallas für das verarbeitende Gewerbe am Montag ebenfalls keine Signale für eine drohende Rezession, auch wenn sich das Wachstum in wichtigen US-Regionen verlangsamt hatte. Die Verbraucherlaune in den USA sank allerdings angesichts der hohen Inflation.

Powell sieht die US-Wirtschaft nicht in einer Rezession, wie er auf der Pressekonferenz betonte. Zwar schwäche sich die Wirtschaft ab, einige Bereiche, wie etwa der Arbeitsmarkt, zeigten sich aber sehr robust. Am Donnerstag veröffentlicht die US-Regierung eine erste Schätzung des Bruttoinlandsprodukts fürs zweite Quartal. Hier werden die Anleger und Ökonomen nicht zuletzt wegen der Aussagen Powells genauer hinsehen.

US-Börsen steigen nach Zinsentscheid

Die Aussicht auf ein künftig niedrigeres Tempo bei den Zinserhöhungen sorgte an den Börsen für Erleichterung. Die Aktienindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bauten ihre Gewinne aus. Besonders stark stieg der Technologieindex Nasdaq-100, der um 4,26% kletterte. Der Dow Jones gewann 1,37% und der marktbreite S&P 500 2,62%.

Die US-Staatsanleihen stiegen am Mittwoch ebenfalls. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) legte im späten Handel um 0,4% auf 120,36 Punkte zu. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen gab entsprechend auf 2,74% nach.

Der Euro legte im späten US-Devisenhandel kräftig zu. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0191 US-Dollar. Im europäischen Handel war der Euro kurz unter 1,01 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0152 (Dienstag: 1,0124) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9850 (0,9878) Euro.