Geldpolitik

Fed läutet Zinswende ein

Die US-Notenbank hat zum ersten Mal seit 2018 den Leitzins angehoben. Die veröffentlichten Erwartungen der Notenbanker zeigen: Das dürfte der Auftakt zu einer Reihe von Zinserhöhungen sein.

Fed läutet Zinswende ein

det Washington

Der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank Fed hat wie erwartet die erste Zinserhöhung seit Dezember 2018 beschlossen. Am Mittwoch schraubte die Fed den Zielkorridor für den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,25 bis 0,5% nach oben. Lediglich James Bullard, der Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, wich von dem Mehrheitsentscheid ab und sprach sich für eine doppelt so starke Erhöhung des Tagesgeldsatzes um gleich 50 Basispunkte aus.

Notenbankchef Jerome Powell kündigte an, dass wegen der außerordentlich hohen Inflation im weiteren Jahresverlauf mehrere Straffungen anstehen werden. Außerdem werde die Fed „bei einer kommenden Sitzung beginnen“, ihre Bilanz abzubauen, die mittlerweile bei 9 Bill. Dollar liegt. Für das laufende Jahr stellte die Fed sechs weitere Zinserhöhungen in Aussicht.

In der Abschlusserklärung betonte der FOMC das kräftige Stellenwachstum und die insgesamt robuste Lage am Arbeitsmarkt. Powell sprach bei seiner anschließenden Pressekonferenz von „sehr starkem Wachstum“. Trotz der nach unten revidierten Prognosen sei weiterhin mit robustem Wachstum zu rechnen. Die Wirtschaft sei jedenfalls stark genug, „um auch in einem weniger akkommodierenden geldpolitischen Umfeld zu gedeihen“. Im Verlaufe des kommenden Jahres rechne er ungeachtet des Kriegs in der Ukraine jedenfalls nicht mit einer Rezession.

Breiten Raum widmete Powell der außerordentlich hohen Inflation, die er als eine Folge der hohen Energiepreise und pandemiebedingten Versorgungsengpässe beschrieb. „Die Lieferkettenstörungen sind umfangreicher gewesen und haben länger angedauert, als wir dies erwartet hatten“, räumte er ein. Zwar berge der Krieg in der Ukraine für die US-Wirtschaft Abwärtsrisiken und dürfte insbesondere den Inflationsdruck weiter verstärken. Dennoch bleibe „höchst ungewiss“, welche konkreten Folgen der Krieg für die US-Wirtschaft entfalten werde.

Wie aus der sogenannten „Dot Plot“-Grafik des FOMC hervorgeht, rechnen die Mitglieder des Lenkungsgremiums nun im laufenden Jahr mit insgesamt sieben Zinserhöhungen. Sowohl 2023 als auch 2024 rechnen sie mit weiteren Anhebungen der Federal Funds Rate, die dann für einige Zeit über dem neutralen Zinssatz liegen würde. Wie Powell erläuterte, dürfte die Federal Funds Rate Ende dieses Jahres bei 1,9% sowie Ende 2023 und Ende 2024 jeweils bei 2,8% liegen.

Als Folge der hohen Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs kam es bei den Konjunkturprognosen des FOMC, die alle drei Monate veröffentlicht werden, zu einigen Revisionen. Demnach rechnet die Fed im laufenden Jahr mit einer Wachstumsrate von 2,8% und längerfristig einer jährlichen Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,8%. Im Dezember hatte der Offenmarktausschuss für 2022 noch ein Plus von 4,0% unterstellt. Insgesamt positiv bleibt auch die Bewertung der Lage am Arbeitsmarkt. Wie auch vor drei Monaten rechnen die Währungshüter in diesem Jahr mit einer Arbeitslosenquote von 3,5%.

Inflationsprognose erhöht

Deutlich hochgeschraubt hat der FOMC hingegen die Erwartungen für den PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed. So prognostiziert die Notenbank für die Gesamtrate in diesem Jahr einen Anstieg um 4,3% und für die Kernrate ein Plus von 4,1%. Im Dezember hatten die Werte bei 2,6 und 2,7% gelegen.

Nach Ansicht von Analysten befindet sich die Fed in einer Zwickmühle. „Wir könnten in absehbarer Zeit vor einem Szenario stehen, in dem die Wachstumsrate mit einem negativen Vorzeichen versehen sein wird, während die Fed den Leitzins weiter hochschraubt“, sagte Peter Boockvar, Chief Investment Officer bei der Bleakley Financial Group. Für die Fed wäre das „eine schlimme Situation, aber ehe die Inflation deutlich zurückgeht, hat sie keine Wahl, als die Zinserhöhungen fortzusetzen“.

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