Geldpolitik

Fed-Notenbanker stellt Abschwächung am Arbeitsmarkt fest

„Die Geldpolitik wirkt restriktiv“, sagt Fed-Notenbanker Thomas Barkin mit Blick auf den Konsum und den Arbeitsmarkt. Signale für eine baldige Zinssenkung sendet er dennoch nicht.

Fed-Notenbanker stellt Abschwächung am Arbeitsmarkt fest

Fed-Notenbanker stellt Abschwächung am Arbeitsmarkt fest

FOMC-Mitglied Barkin: „Geldpolitik wirkt restriktiv“ – Einzelhandel verfehlt Erwartungen – Industrie produziert deutlich mehr

mpi Frankfurt

Die Geldpolitik der Fed dämpft den privaten Konsum und den Arbeitsmarkt in den USA. Zu diesem Schluss kommt Thomas Barkin, Präsident der Fed Richmond und Mitglied des Offenmarktausschusses (FOMC) der Notenbank. „Die Geldpolitik wirkt restriktiv“, sagte er am Dienstag bei einem Pressegespräch des Finanznachrichtendienstes Market News.

Barkin macht eine Abschwächung am Arbeitsmarkt unter anderem an der sinkenden Einstellungsquote fest. Neben Preisstabilität gehört Vollbeschäftigung zum Mandat der US-Notenbank. Insofern erhöht ein schwächerer Arbeitsmarkt den Spielraum für eine Zinssenkung der Fed in den kommenden Monaten.

Inflation im Mai „sehr ermutigend“

Nach einigen negativen Inflationsüberraschungen in Folge war die Teuerung im Mai mit 3,4% gemessen am Verbraucherpreisindex CPI schwächer als erwartet ausgefallen. Dies sei „sehr ermutigend“, sagte Barkin. Er schränkte jedoch ein: „Es ist schwer zu sagen, wie stark die Signale sind, die von der Inflation im letzten Jahr, in diesem Quartal oder in den letzten paar Wochen ausgehen.“ Man müsse daher abwarten, wie sich die Daten entwickeln, um feststellen zu können, ob sich die Inflation nachhaltig in Richtung des Zielwerts von 2% bewegt.

Dies lässt sich als Absage Barkins an eine Zinssenkung der Fed bereits im Juli interpretieren. Auf Nachfrage wollte das FOMC-Mitglied jedoch keine Aussagen zum künftigen geldpolitischen Kurs der Fed treffen. Eine Zinssenkung bereits im Juli? Nicht eine einzige Zinssenkung 2024? Gar eine Zinserhöhung aufgrund der inflationären Effekte der expansiven Fiskalpolitik der US-Regierung? Nichts davon wollte Barkin explizit ausschließen. „Ich bin immer aufgeschlossen“, sagte er. Die Geldpolitik werde sich anhand der Entwicklung der Wirtschaftsdaten entscheiden.

Signale für September

Neue Daten vom Dienstag lassen eine Zinssenkung der Fed im September wahrscheinlicher erscheinen als noch zuletzt. Investoren halten diesen Monat für den frühestmöglichen realistischen Zeitpunkt einer Zinssenkung der Fed. Das viel beachtete Fed Watch Tool der CME Group bezifferte die Wahrscheinlichkeit einer Lockerung im September auf fast 62%. Das sind ganze 5 Prozentpunkte mehr als am Tag zuvor.

Für diesen Anstieg dürften unter anderem die US-Einzelhandelsumsätze verantwortlich sein, die das Handelsministerium am Dienstag in Washington veröffentlichte. Die Umsätze konnten im Mai nur minimal zulegen um 0,1% im Vergleich zum Vormonat. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Zudem revidierte das Ministerium die Umsätze für April nach unten. Anstelle einer Stagnation hat es eine Schrumpfung um 0,2% gegeben. Die Daten könnten ein Hinweis auf den nachlassenden privaten Konsum sein, den FOMC-Mitglied Barkin diagnostiziert. Ein geringerer Konsum dürfte den Preisdruck in den USA senken.

Industrieproduktion zieht deutlich an

Während der Einzelhandel schlechter performt hat als vorhergesagt, fiel die Produktion der Industrie deutlich höher aus. Die gesamte Fertigung von Industrie, Versorgern und Bergbau legte im Mai gegenüber April um 0,9% zu, wie die Fed am Dienstag miteilte. Analysten hatten lediglich 0,3% auf dem Zettel, nachdem die Produktion im April noch stagniert hatte.

Eine brummende Konjunktur würde den Spielraum für Preiserhöhungen von Unternehmen erhöhen und könnte so den Zeitpunkt der US-Zinswende weiter verschieben. Ganz so klar ist das Bild bezüglich der Konjunkturentwicklung jedoch nicht. Zwar legte die Industrieproduktion deutlich stärker zu als erwartet. Frühindikatoren deuten allerdings darauf hin, dass dies keine nachhaltige Entwicklung sein könnte. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) ist um 0,5 auf 48,7 Punkte gefallen und liegt damit weiter unterhalb der Schwelle von 50 Zählern, die künftiges Wachstum signalisiert.

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