Fed senkt Leitzins um 25 Basispunkte und hält sich zum weiteren Kurs bedeckt
Nach der großen Zinssenkung im September zu Beginn der Zinswende in den USA begnügt sich die Fed kurz nach den US-Wahlen mit einer weiteren Lockerung um 25 Basispunkte. Der Leitzins sinkt damit auf die Spanne von 4,5 bis 4,75%, wie der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank am Donnerstag verkündete. Die Entscheidung fiel einstimmig.
„Die Zinssenkung hilft dabei, die Stärke des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft zu wahren und gleichzeitig den nachhaltigen Rückgang der Inflation auf den Zielwert zu fördern“, sagte Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid.
„Die amerikanische Zentralbank bleibt mit dem kleinen Zinssenkungsschritt bei der Strategie, eine sanfte Landung der US-Wirtschaft in den kommenden Quartalen zinspolitisch abzusichern“, sagte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. „Wenn es gelingt, die Phase der Hochinflation in den letzten Jahren ohne einen Wirtschaftsabschwung zu überwinden, wäre das ein gewaltiger Erfolg.“
Inflation lässt nach
Die Inflation hat in den USA zuletzt spürbar nachgelassen. Das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, der PCE-Preisindex, lag im September bei nur noch 2,1%. Das ist die niedrigste Jahresrate seit Februar 2021 und nur noch geringfügig über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank. Die Kernrate als Indikator für den unterliegenden Preisdruck ist mit 2,7% jedoch weiterhin höher, als es der Fed lieb ist.
Für einen Inflationsschub könnte im kommenden Jahr zudem der neu gewählte US-Präsident Donald Trump sorgen. Der Republikaner erwägt Strafzölle in Höhe von 60% auf Importe von chinesischen Produkten in die USA. Auch auf Einfuhren aus anderen Ländern plant Trump Zölle von 10 bis 20%. Sollte er dieses Vorhaben wahr machen, würde die Inflation in den USA nach Berechnungen der Commerzbank innerhalb von einem Jahr um zwei Prozentpunkte höher ausfallen. Bei Strafzöllen in geringerem Umfang könnte der Inflationsanstieg rund einen Prozentpunkt betragen.
Wahlergebnis hat zunächst keinen Effekt auf Geldpolitik
Zudem möchte Trump die Unternehmenssteuern in den USA senken, was das dortige Wirtschaftswachstum und damit auch den Inflationsdruck erhöhen könnte. „Käme es so, müsste auch die Fed von ihren geplanten Zinssenkungen abkehren“ meint Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, mit Blick auf die Geldpolitik im kommenden Jahr. „Die Fed wird die wirtschaftspolitischen Maßnahmen jedenfalls eng verfolgen und gegebenenfalls Schlüsse daraus ziehen.“
In der kurzen Frist hat der Wahlsieg Trumps laut Powell keinerlei Auswirkungen auf die Geldpolitik der Fed. Es sei unklar, was Trump genau umsetze und wann, dies müsse man abwarten. Bezüglich Trumps Wirtschaftspolitik sagte Powell: „Wir vermuten nichts, wir spekulieren nichts, wir gehen von nichts aus.“ Die Fiskalpolitik der USA wollte der Notenbankchef auf Nachfrage von Journalisten nicht kommentieren.
Arbeitslosenquote konstant
Der Arbeitsmarkt wiederum, auf den sich das zweite Mandat der Fed bezieht, hat sich im Oktober in schlechtem Zustand präsentiert. Es wurden kaum noch neue Stellen in der US-Wirtschaft geschaffen. Neben der Preisstabilität gehört zum dualen Mandat der US-Notenbank die Schaffung von maximaler Beschäftigung. Die nackten Zahlen zum Stellenwachstum aus dem US-Arbeitsmarktbericht für Oktober sind jedoch nicht besonders aussagekräftig, da sie durch Sondereffekte verzerrt wurden. Der Streik bei Boeing sowie der Orkan Helene und der Sturm Milton im Süden und Südosten der USA hatten den Arbeitsmarkt deutlich beeinträchtigt. Die Arbeitslosenquote blieb stabil bei 4,1%, zu größeren Entlassungswellen kam es im Oktober also nicht.
Mit Blick auf die weitere Geldpolitik der Fed ist unklar, ob es beim Zinsentscheid im Dezember eine erneute Lockerung geben wird oder die Notenbank zunächst mal eine Zinspause einlegt. Powell hielt sich zum künftigen Tempo der Zinswende bedeckt. Das viel beachtete FedWatchTool der CME Group beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung zum Jahresschluss derzeit auf rund 66%.