Zinsentscheid

Fed vertagt Zinswende

Die Fed verlängert ihre Zinspause ein weiteres Mal. Ob beim nächsten Zinsentscheid im März die erste Zinssenkung des Jahres ansteht, ist offen – laut Fed-Chef Jerome Powell aber unwahrscheinlich.

Fed vertagt Zinswende

Die US-Notenbank verlängert ihre Zinspause ein weiteres Mal und belässt den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,5%. „Der Ausschuss geht nicht davon aus, dass eine Reduzierung des Zielbands angemessen sein wird, solange keine größere Zuversicht besteht, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2% bewegt“, teilte der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) am Mittwochabend deutscher Zeit in Washington mit. Die Entscheidung zur Verlängerung der Zinspause fiel einstimmig. Eine Zinssenkung schlug laut Fed-Chef Jerome Powell kein FOMC-Mitglied vor.

Die Kernrate des PCE-Preisindex rutschte im Dezember von 3,2 auf 2,9% und schürt bei Anlegern Hoffnungen auf eine Zinssenkung bereits im März auf der nächsten geldpolitischen Sitzung. Das Fed-Watch-Tool der CME Group beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Lockerung im März derzeit auf rund 50%. Powell bezeichnete auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid eine Zinssenkung im März als „nicht wahrscheinlich“, schloss sie damit aber auch nicht aus.

„Die jüngsten Daten zur US-Wirtschaft – kräftiges Wachstum, steigende Beschäftigung und anhaltende Preissteigerungen bei Dienstleistungen (ohne Energie) – geben keinen Anlass, baldige Zinssenkungen in Aussicht zu stellen und die Finanzmarktteilnehmer damit noch stärker auf einen Richtungswechsel einzustimmen“, sagte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Auch Ökonom Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe geht davon aus, dass die Fed vorerst noch weiter pausieren wird: „Im Juni dürfte aber ein vorsichtiger Zinslockerungskurs anlaufen.“

Powell sagte, dass die Notenbank nicht die Sicherheit habe, dass sich der disinflationäre Trend der vergangenen sechs Monate weiter fortsetze. Es sei aber wahrscheinlich, dass die Notenbanker diese Sicherheit im Jahresverlauf erhalten werden. Dann sei die Zeit für Zinssenkungen gekommen. „Die wirtschaftlichen Aussichten sind ungewiss und der Ausschuss bleibt den Inflationsrisiken äußerst aufmerksam gegenüber“ heißt in der FOMC-Stellungnahme.

Mehrere Aufwärtsrisiken für die Inflation

Ähnlich wie in Europa ist der Arbeitsmarkt in den USA erstaunlich robust. Der Lohndruck lässt zwar nach, bleibt aber nach wie vor recht hoch. Er könnte in den kommenden Monaten auch durchaus wieder steigen, was den Inflationsdruck erhöhen würde. Ein anderes Inflationsrisiko ist die Lage im Welthandel. Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe führen zu Lieferkettenstörungen, die wiederum zu höheren Preisen führen. Oxford Economics geht derzeit davon aus, dass dies die US-Inflation in 2024 um 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte verstärken wird. Sollte sich die Lage nicht im Jahresverlauf verbessern, könnte der Effekt laut den Wirtschaftsforschern sogar einen ganzen Prozentpunkt ausmachen.

Grundsätzlich gehen Ökonomen jedoch davon aus, dass sich die Inflation in den kommenden Monaten weiter dem 2-Prozent-Ziel der Notenbank annähern wird, sodass es zu mehreren Zinssenkungen der Fed in diesem Jahr kommen dürfte. Wenn sich die Wirtschaft wie erwartet entwickle, seien Zinssenkungen „irgendwann“ in diesem Jahr zu erwarten, sagte auch Powell am Mittwoch.