Konjunktur

Firmenpleiten auf Kurs zum Vorkrisenniveau

In diesem Jahr dürften 19.800 Firmen pleitegehen. Das sind in etwa so viele wie in den Vor-Coronajahren. Die gefürchtete Insolvenzwelle ist das immer noch nicht, doch regional gebe es mitunter alarmierende Anstiege – etwa in Bremen, warnt die Auskunftei Crif.

Firmenpleiten auf Kurs zum Vorkrisenniveau

Pleiten auf Kurs zum Vorkrisenniveau

Auskunftei Crif erwartet 19.800 Insolvenzen für 2024 – Dominoeffekte möglich – Industrie am stärksten betroffen

ba Frankfurt

In diesem Jahr dürften 19.800 Firmen pleitegehen. Das sind in etwa so viele wie in den Vor-Corona-Jahren. Die gefürchtete Insolvenzwelle ist das immer noch nicht, doch regional gebe es mitunter alarmierende Anstiege, warnt die Auskunftei Crif. Auch könnten Großinsolvenzen weitere Firmen mit sich reißen.

In diesem Jahr wird die Zahl der Firmenpleiten wohl wieder auf das Vor-Corona-Niveau steigen. Die Auskunftei Crif erwartet für das laufende Jahr 19.800 Unternehmensinsolvenzen und damit in etwa so viele wie in den Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie. 2017 waren es 20.276 Unternehmensinsolvenzen, 2018 dann 19.552 und 2019 schließlich 19.005. Die Prognose liegt damit auch auf einem Niveau mit den 20.000 Fällen, die die Auskunftei Creditreform im Dezember als „durchaus realistisch“ bezeichnet hatte.

Im vergangenen Jahr hatte die Fallzahl laut Crif um 22,4% auf 17.847 Insolvenzen zugelegt. Das Statistische Bundesamt (Destatis), das die Jahreszahlen erst Mitte dieses Monats vorlegen wird, hat für den Zeitraum Januar bis November eine Zunahme um 32,2% auf 16.264 Firmenpleiten gemeldet. Im Gesamtjahr 2022 waren noch 14.590 Unternehmen in die Insolvenz gegangen – im bisherigen Rekordjahr 2003 waren es 39.320 gewesen. Der Durchschnittswert seit dem Jahr 1999 liegt laut Crif bei jährlich knapp 26.200 Firmeninsolvenzen.

Keine Insolvenzwelle

Trotz der steigenden Zahlen – seit Juni 2023 sind durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten – könne aber weiter nicht von einer Insolvenzwelle gesprochen werden, betont Crif. Es handele sich eher um eine Rückkehr zur Normalität im Insolvenzgeschehen, nachdem in den vergangenen Jahren umfangreiche Unterstützungsprogramme in Milliardenhöhe durchgeführt wurden.

„Das Jahr 2023 war für die Unternehmen geprägt von zahlreichen Herausforderungen, darunter vor allem hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme, geopolitische Unsicherheiten, gestiegene Kreditzinsen und die anhaltende Inflation“, erklärte Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein. Dass derzeit mehrere Krisen parallel verliefen, führe zu mehr finanzieller Instabilität bei den Unternehmen. „Der Großteil der Unternehmen ist weiterhin finanziell gut aufgestellt, auch wenn eine steigende Anzahl an Großinsolvenzen zu weiteren Insolvenzen führen kann“, so Schlein. In einigen Fällen würden Dominoeffekte dafür sorgen, dass zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt weitere Unternehmen mit in die Insolvenz ziehen.

Viele Insolvenzen in Bremen

Regional betrachtet hätten die Fallzahlen im vergangenen Jahr mitunter allerdings „alarmierend“ zugelegt: etwa in Bremen mit 53,9%, wo es laut Crif auch die höchste Insolvenzdichte mit 113 Pleiten je 10.000 Unternehmen gab. Über dem Bundesdurchschnitt von 59 Insolvenzen je 10.000 Firmen lagen auch Berlin (100), Hamburg (78), Nordrhein-Westfalen (76), das Saarland (70), Schleswig-Holstein (64) und Hessen (60). Die wenigsten Firmenpleiten je 10.000 Unternehmen gab es 2023 demnach in Thüringen (38), Brandenburg (41), Bayern (44) und Baden-Württemberg (45). Absolut gesehen allerdings gab es die höchsten Fallzahlen in Nordrhein-Westfalen (4.639), Bayern (2.492) und Baden-Württemberg (1.862). Laut Crif stiegen die Insolvenzzahlen binnen Jahresfrist dabei in sämtlichen Bundesländern.

Den stärksten Anstieg innerhalb der Wirtschaftszweige im Jahresvergleich gab es mit 29,2% im verarbeitenden Gewerbe, gefolgt vom Handel mit +26,2%. Bei den Dienstleistern stieg die Insolvenzzahl um 22,9%. Im Baugewerbe, das besonders unter den Folgen der hohen Inflation und gestiegenen Materialkosten leidet, gab es einen Zuwachs von 20,9%. Gemessen an den prozentualen Zuwächsen waren Pflegeeinrichtungen, Call-Center, Gastronomie, Fitnessstudios und private Sicherheitsdienste betroffen. Die Bereiche Schifffahrt, Rechtsanwaltskanzleien ohne Notariat, Rechtsberatung, Elektrizitäts- und Energieversorgung hingegen verzeichneten laut Crif im Jahresvergleich „signifikant weniger Insolvenzen“.

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