Wirtschaftswachstum

Forderung nach Wachstums­stimuli in China

Nach den schwachen Wachstumszahlen für das dritte Quartal werden Stimmen lauter, die von der chinesischen Regierung und Zentralbank geldpolitische Stimuli zur Anregung der weiteren Erholung fordern – allerdings mit wenig Aussicht auf Erfolg.

Forderung nach Wachstums­stimuli in China

nh Schanghai

Die reichlich ernüchternden jüngsten Konjunkturdaten aus China rufen Stimmen auf den Plan, die die chinesische Regierung und Zentralbank zu gezielten Stimuli im Dienste einer Konjunkturanregung ermuntern. Wie der als Wirtschaftsberater für den chinesischen Staatsrat fungierende Ökonom Yao Jingyuan am Dienstag erklärte, bleibt insbesondere auf geldpolitischer Ebene noch einiger Spielraum für eine monetäre Lockerungsgeste.

Am Montag war das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal mit einem Anstieg um 4,9% gegenüber Vorjahr beziehungsweise 0,2% gegenüber dem Vorquartal schwächer als erwartet eingelaufen. Damit zeigt sich immer deutlicher, dass der chinesische Konjunkturerholungsprozess nach der ersten Überwindung der Corona-Pandemie-Folgen wieder ins Stottern geraten ist.

Yao zufolge könnte die Zentralbank in den kommenden Monaten in ein bis zwei Schritten eine weitere Rücknahme der Mindestreserveverpflichtungen chinesischer Geschäftsbanken veranlassen. Seiner Auffassung nach hat die People’s Bank of China (PBOC) noch genügend Spielraum, um die entsprechenden Mindestreservesätze für die verschiedenen chinesischen Bankengruppen im Laufe des vierten Quartals um jeweils bis zu einen Prozentpunkt zu senken. Dabei verweist er insbesondere auf einen weiterhin äußert mäßigen Auftrieb der Verbraucherpreise im Reich der Mitte.

Zuletzt im September war der Konsumpreisindex nur um 0,7% gegenüber Vorjahresmonat gestiegen. Für das Gesamtjahr 2021 wird mit einer Inflationsrate nahe bei 1% gerechnet, was einen für China außerordentlich niedrigen Wert darstellt und in einem deutlichen Kontrast zu den hohen Anstiegsraten in den USA und in der Eurozone steht. Tatsächlich liegt das offizielle Inflationsziel der chinesischen Regierung für das Jahr 2021 bei 3%, so dass zumindest von dieser Warte aus nichts gegen geldpolitische Lockerungsmaßnahmen spricht.

Zinslockerung nicht in Sicht

Die PBOC hatte im Tandem mit der Regierung mehrfach darauf hingewiesen, dass man gezielt darauf hinarbeite, die Kreditversorgung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anzuregen, und dabei auch auf eine Senkung ihrer Kreditkosten abstellt. Allerdings soll dies nicht über eine Zinslockerung auf breiter Front angegangen werden, sondern durch Spezialinstrumente. Im September etwa wurde eine Refinanzierungsfazilität zu verbilligten Zinskonditionen für kleinere und regionale Banken ausgelobt, die diese wiederum in KMU-Kredite ummünzen sollen.

Nach wie vor sieht man jedoch keine Bereitschaft für eine Zinslockerung an breiterer Front. So hat die PBOC ihr wichtigstes mittelfristiges Zinssteuerungsinstrument, nämlich die einjährige Medium-Term Loan Facility (MLF) für Geschäftsbanken, seit April 2020 unverändert gelassen und damit auch dafür gesorgt, dass die Benchmark-Zinsen (Loan Prime Rate) für Kreditausreichungen der Großbanken auf dem Niveau vom Frühjahr 2020 verharren.