Frankreich macht für Aufrüstung mobil
Frankreich macht für Aufrüstung mobil
Staatliche und private Investoren wollen Rüstungsunternehmen unterstützen
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Man müsse die Mittel der Bedrohung anpassen, predigte der eine. Kapitalismus und Patriotismus seien unzertrennlich, argumentierte der andere. Während einer Konferenz haben Frankreichs Wirtschaftsminister Eric Lombard und Verteidigungsminister Sébastien Lecornu versucht, Vertreter des Finanzsektors und der Verteidigungsbranche für ihren Aufrüstungsplan zu gewinnen. Auf 5 bis 7 Mrd. Euro schätzt Lombard den Kapitalbedarf französischer Rüstungsunternehmen innerhalb der nächsten fünf Jahre, um die gewünschte Produktionssteigerung finanzieren zu können; davon 1 bis 3 Mrd. Euro an Eigenkapital.
Dies ist eine Summe, die der französische Staat angesichts der hohen Schuldenquote von fast 114% und eines Defizits von 6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht alleine stemmen kann. Es dürfe nicht wieder ein „koste es, was es wolle“ geben, mahnt denn auch Banque de France-Chef François Villeroy de Galhau. Die geplante Aufrüstung sei nötig, müsse aber angemessen ausfallen und finanziert werden.
Banken wollen helfen
Diesen Zwängen ist sich auch Wirtschaftsminister Lombard bewusst. Er kündigte an, dass staatliche Investoren 1,7 Mrd. Euro bereitstellen werden. Die Mobilisierung privater Investoren dürfte es dem Staat ermöglichen, die Branche mit bis zu 5 Mrd. Euro an zusätzlichem Eigenkapital auszustatten, meint er. Helfen sollen nicht nur die beiden staatlichen Banken Caisse des Dépôts (CDC) und Bpifrance, sondern auch private Sparer. So will Bpifrance einen neuen Fonds über 450 Mill. Euro auflegen, an dem sich französische Bürger mit 500 Euro oder mehr beteiligen können. CDC wiederum will ihre Richtlinien überarbeiten, um verstärkt strategische Infrastrukturen finanzieren zu können.
Französische Banken haben ebenfalls Unterstützung versprochen. Sie würden alles unterstützen, was nicht verboten ist, erklärte BPCE-Chef Nicolas Namias. Bereits jetzt würden sie rund 50 Mrd. Euro über Kredite und Exportfinanzierungen für die Branche mobilisieren. Namias und andere Bankchefs haben versprochen, Rüstungsunternehmen künftig über Factoring mehr zu helfen. Die rund 4.000 mittleren und kleineren Unternehmen der Branche seien weniger rentabel und stärker verschuldet, so das Observatoire l'économie de la Défense. Nach Angaben von Emmanuel Chiva, dem Chef der Beschaffungsbehörde DGA (Direction générale de l'Armement), befinden sich 14% von ihnen in Schwierigkeiten.
Beschleunigtes Zulassungsverfahren
Die Banken würden nur für 40% des Betriebskapitals von kleinen und mittleren Rüstungsfirmen aufkommen, schätzt das Kredit-Startup Defacto. Es will jetzt 1,8 Mrd. Euro mobilisieren. Der Fonds Sienna IM wiederum will 500 Mill. bis 1 Mrd. Euro heben. Weitere Fonds dürften folgen. Deshalb hat die Börsenaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF) jetzt ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für Verteidigungs-Fonds angekündigt. Fonds, die Privatanlegern in Frankreich offenstehen, müssen von ihr abgesegnet werden. Sie will sich auch aktiv an den Arbeiten für Normen auf europäischer Ebene beteiligen und sicherstellen, dass Nachhaltigkeitsregeln Verteidigungsinvestitionen nicht im Wege stehen.