Frankreich verliert an Attraktivität für Auslandsinvestoren
Auslandsinvestoren zweifeln mehr an Frankreichs Attraktivität
Investitionsprojekte leiden unter politischer Unsicherheit
wü Paris
Für Unternehmen und Haushalte in Frankreich hat sich der Horizont wieder verdüstert, nachdem die Olympischen Spiele die Stimmung aufgehellt hatten. Seit der Ankündigung von Neuwahlen beginnen auch Auslandsinvestoren an der Attraktivität der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone zu zweifeln. Nachdem Frankreich im europäischen Vergleich in den letzten Jahren fünfmal in Folge in der Gunst der von EY befragten Unternehmen mit ausländischem Kapital vorn gelegen hat, findet inzwischen die Hälfte von ihnen, dass die Attraktivität des Landes nachgelassen hat.
Damit nicht genug, denn 49% der von der Unternehmensberatung für eine Studie befragten Entscheider haben die Investitionen ihrer Unternehmen seit den Neuwahlen bereits zurückgefahren, 12% davon sogar in signifikanten Maße. 59% sind besorgt, dass es die politische und gesetzgeberische Unsicherheit erschwert, zuverlässige Geschäftspläne zu erstellen. Fast die Hälfte fürchtet zudem, dass die Reformbemühungen Frankreichs abflauen. Das hohe Defizit und die hohe Verschuldung sorgen ebenfalls für Unsicherheit.
Zweifel auch an Deutschland
Bisher hat all das jedoch noch nicht dazu geführt, dass Auslandsinvestoren Investitionsprojekte einfach gestrichen haben. Stattdessen wollen sie erst einmal abwarten. Fast 60% gaben gegenüber EY an, ihre Projekte bestenfalls auf 2025 verschoben zu haben. Das wiederum dürfte die Wirtschaft Frankreichs belasten, denn 2023 haben Unternehmen mit ausländischem Kapital immerhin 400 industrielle Investitionsprojekte realisiert und 16% zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen. Sie erwarten jetzt, dass Frankreich seine öffentlichen Finanzen wieder in Ordnung bringt und die Industrie fördert.
Frankreich ist jedoch nicht das einzige Land in Europa, an dem Auslandsinvestoren nun zweifeln. Das tun sie auch mit Blick auf Deutschland. Auslandsinvestoren empfänden die wirtschaftliche Situation Europas insgesamt als besorgniserregend, meint Marc Lhermitte von EY. Großbritannien scheint inzwischen in ihrer Gunst jedoch wieder zu steigen.